Michael Moorcock: Elric von Melniboné

Im Mantikore Verlag ist nun neuerlich ein Klassiker der Fantasy Literatur erschienen. Mit Elric von Melniboné schuf der Autor Michael Moorcock in den 60er und 70 Jahren den ausgangspunkt für zahlreiche Erzählungen und Comics rund um einen tragischen Helden der Fantasyliteratur. Der nun neu aufgelegte Sammelband beinhaltet neben zahlreichen Hintergrundinformationen auch die ersten sechs Bücher des Elric Zyklus sowie einiges an “Bonusmaterial.”

Über 500 Seiten ist das Werk stark, doch die ersten 50 Seiten kämpft man sich als Leser durch diverse Vorworte, die wirklich nur für eingefleischte Elric Fans interessant zu sein scheinen. Gleich auf der ersten Seite werde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass Michael Moorcock Probleme mit seinen Zehen hat – ein Detail, das mich eher verstört als interessiert. Doch der Lebenslauf des Autors wird anschließend wieder sachlicher, war für mich als Elric Neuling allerdings an dieser Stelle verfrüht und noch nicht verwertbar.

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Nach einer ganzen Reihe an Vorworten, Einleitungen, Einordnungen und Grußworten mit teilweise literaturwissenschaftlichem Charakter kommt man auf Seite 49 dann endlich zu den literarischen Inhalten des Buchs mit einer Kurzgeschichte unter dem Titel “Herr des Chaos – Graf Aubec.” In dieser taucht der junge Held Elric noch nicht auf, jedoch wird hier die Geschichte seines späteren Gegenspielers/Unterstützers erzählt. Der tapfere Graf Aubec verschwindet dabei durch eine kleine List bei den Bemühungen auch noch das letzte Stück Land für seine Herrin zu erobern im Nebel des Chaos am Rand der Welt, nur um dort nun für immer zu verbleiben.

22 Seiten später ist dann der Zeitpunkt gekommen um Elric auf die Bühne zu bitten. Dies geschieht in Form einer Graphic Novel, was einer textuellen Beschreibung eines Comics entspricht. In den kursiven Regieanweisungen beschreibt der Autor dem Zeichner, was dieser in der jeweiligen Szene darstellen möge, was nicht selten auch in direkter Ansprache des Zeichners erfolgt. Immerhin, auch ohne die Zeichnungen funktioniert dies recht gut und das Bild des Albino Helden Elric, der auf einem Diwan in die Traumlande entsandt wird, hat sich sehr rasch vor meinen Augen gebildet, vielleicht gar schneller als dies bei klassischer Prosa der Fall gewesen wäre.

Elric muss drei Traumreisen vornehmen. Die Reisen erinnern ein wenig an die Matrix Filme, bei denen die Protagonisten auch verkabelt in eine andere Welt (die Matrix) einsteigen und dort agieren. Aktionen in der anderen Welt können dabei Einfluss auf die reale Welt haben und wird der Träumende im Traum getötet, so trifft dies auch auf seine physische Person zu. In den drei Reisen wird Elric in längst vergangene Zeiten entsandt um dort Konflikte zu begleichen und andere Abenteuer zu bestehen. Die Erfahrungen, die er dabei macht und die Beziehungen, die er dort mit den Völkern aufbaut, sind für sein späteres Leben von Bedeutung. Auch macht der magisch begabte Elric hier bereits Bekanntschaft mit gottartigen Wesen und Dämonen, die ihm dabei nicht nur wohl gesonnen sind.

Titel Elric von Melniboné
Autor Michael Moorcock
OriginaltitelElric of Melnibone and other stories
Verlag Mantikore Verlag
Seiten 520
ISBN-10
ISBN-13
3945493641
978-3945493649
Bestellen bei Amazonkommerzieller Link
Preis 14,95 €
Die Traumreisen sind entscheidend für die Thronfolge, denn der kränkliche und schwache Albino hat einen mächtigen Herausforderer, seinen Cousin Yrkoon, der ebenfalls auf die Traumreisen entsandt wird und in Elrics Träumen nicht selten als Widersacher auftritt. Mit seiner Weisheit jedoch gelingt es Elric die Abenteuer zu überstehen und so die Nachfolge seines Vaters Sadric als Herrscher der Dracheninsel auf dem Rubinthron anzutreten.

Nach der Graphic Novel folgen weitere Bücher in klassischer Prosa, die Elrics Leben und Abenteuer als junger Herrscher beschreiben. Interessant ist der Aspekt, dass die Drachen, die zu seinem Reich gehören zwar eine äußerst mächtige Waffe darstellen, doch durch sehr lange Erholungs- und Schlafphase nur äußerst selten zum Einsatz kommen können. Faktisch fliegen die Drachen während der ganzen Erzählung kein mal wirklich aus. Elric ist auf sich selbst, seine Drogen und seine treuen Gefährten angewiesen – und reichen diese nicht aus, bleibt ihm nur der Pakt mit dem Teufel.

In Michael Moorcocks Buch tauchen auch einige von ihm geschaffene Begrifflichkeiten auf, die gerade in der deutschsprachigen Rollenspielszene nicht unbekannt sind: Tanelorn, einem Ort, der auf verschiedenen Dimensionen und an verschiedenen Raum und Zeitpunkten existiert und der als friedlicher Hort für alle Helden dient. Einer Stadt, an der müde Krieger, wenn auch nur für eine kurze Zeit, Ruhe finden. Oder aber auch Sturmbringer, eines der beiden magischen und eigenwilligen Schwerter neben Trauerklinge, mit dem auch Elric seinen Kampf auszufechten hat.

Aufgelockert wird das Werk mit zahlreichen, ganzseitigen Zeichnungen, die Szenen des Buchs im schwarz-weiß wiedergeben sowie einer Landkarte der jungen Königreiche, bevor ab Seite 480 Nachworte und weitere Abhandlungen abgedruckt sind. Diese sind, wie der Beitrag “Aspekte der Fantasy” durchaus interessant zu lesen und aus meiner Sicht im Anhang auch korrekt verortet. Das Cover ist dazu äußerst stimmig und gut gelungen, spiegelt es den Rubinthron wieder, um den Yrkoon und Elric kämpfen.

Fazit

Daumenwertung 3 von 4
3 von 4
Traumreisen

Mit Michael Moorcocks Multiversum und Elric von Meniboné bin ich zuvor noch nicht in Kontakt gekommen. Die zahlreichen Vorworte hätten mich das Buch fast in die Ecke stellen lassen, doch die Erzählungen selber sind gut. Die Geschichten sind recht spartanisch, erinnern eher an griechische Sagen und Mythen als an Tolkien und sind kurz und knapp erzählt. Ein wenig mehr erzählerischer Tiefgang hätte ich mir durchaus gewünscht. Ist die Graphic Novel (der Comic) recht ausführlich erzählt, kommen die Prosatexte ein wenig mager daher. Die Geschichten und Abenteuer selber sind allerdings handfest, abgerundet und aufeinander abgestimmt. An den eher schwachen (Anti-)Helden Elric muss man sich erst gewöhnen, doch der Albino brilliert letztlich durch seine menschliche, nicht perfekte Art. Von daher eine schöne alternative zu den üblichen Superhelden, denen letztlich immer alles gelingt. zahlreiche innovative – so man denn bei einem bereits 40 Jahre alten Text davon sprechen kann – Aspekte und Elemente sind in dem zeitlosen Band enthalten und eine Fundgrube für Fantasy Freunde auf der Suche nach alternativen und intelligenten Geschichten.

 befindet sich aktuell noch im Druck, das ist allerdings bereits (und derzeit zum absoluten Schnäppchenpreis!) erhältlich.

Transparenzhinweis: Die Ausgabe von Michael Moorcocks Elric von Melniboné wurde mir im Rahmen des Korrektorats durch den Mantikore Verlag bereit gestellt.

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