Was genau Tommy Hart, einen Jurastudenten kurz vor seinem Abschluss, dazu getrieben hat sich bei der Army zu melden, ist ihm eigentlich nicht klar und lange ist diese Entscheidung nun schon her. Nun sitzt er mit tausenden gleichgesinnten Offizieren im winterlichen Kriegsgefangenenlager der Luftwaffe, Stalag Luft 13.
Die tägliche Routine ist eintönig: regelmäßige Zählappelle, aus der kargen Verpflegung durch die Deutschen und den Paketen des Roten Kreuzes eine wie auch immer geartete, abwechslungsreiche Speise generieren und Tunnel graben.
Dabei geht es den Alliierten Kriegsgefangenen im Stammlager noch gut, denn die Genfer Konventionen breiten eine schützende Hand über sie aus.
Die eintönige Routine wird unterbrochen, als ein schwarzer Offizier der amerikanischen Armee dem Stalag zugeführt wird. Als einziger Afro-Amerikaner sondert sich Lincoln Scott von den übrigen Gefangenen ab, muss sich allerdings auch den täglichen, rassistischen Anfeindungen seiner eigenen Landsmänner erwehren.
Als dann an einem frühen Morgen die Leiche eines weißen Offiziers gefunden wird, der besonders durch seine rassistische Einstellung Scott gegenüber aufgefallen war, ist mit Scott der Täter schnell gefunden.
Als juristisch versiertem Offizier fällt Tommy Hart nun die Aufgabe zu im anstehenden Militärtribunal den Angeklagten zu vertreten. Eine Herkulesaufgabe, denn die Beweislast ist erdrückend, die Menge voreingenommen und Scott selber wenig kooperativ.
Das Tribunal von John Katzenbach ist nicht nur nach langer Zeit wieder einmal ein Thriller dieses Autors, das ich gelesen habe, sondern gehört auch zu den Werken Katzenbachs, die bereits vor Jahren verfilmt worden sind. Die längere Abstinenz meinerseits von John Katzenbachs Werken, war der Tatsache geschuldet, dass die letzten gelesenen Romane eher durchwachsen oder mäßig waren. Doch bei dem Tribunal muss ich feststellen, dass es wohl das Beste Buch ist, dass Katzenbach geschrieben hat, ein Pageturner von Anfang bis zum Ende.
Tatsächlich konnte der Autor auf Erfahrungen seines Vaters, der ebenfalls während des zweiten Weltkriegs einige Zeit in einem deutschen Kriegsgefangenenlager zubringen musste, zurückgreifen. Das Werk gewinnt so hinsichtlich des Lageralltags eine realitätsnahe Tiefe. Durch den Humor der britischen Lagerinsassen und der Gelassenheit der Amerikaner entsteht allerdings ein Bild einer sehr entspannten Zeit, die dann jedoch mehrfach in den Kontrast zu den russischen Kriegsgefangenen gesetzt wird, deren land die Genfer Konventionen nicht unterzeichnet hat und die damit durch die Deutschen wie Sklaven oder Vieh behandelt werden.
Dieses Grauen vor Augen geführt und selber eingesperrt, müssen sich die amerikanischen Offiziere nun mit ihrem eigenen Rassismus und der erniedrigenden Behandlung von Menschen befassen.
Auch wenn mir die Verfilmung des Romans Das Tribunal mit Bruce Willis und Colin Farell, die ebenfalls gut, wenngleich auch recht frei nach dem Roman ist, und damit auch der Plot-Twist bereits im Vorfeld bekannt war, hat dies dem Lesevergnügen nicht ansatzweise geschadet, eher im Gegenteil. Sich den Film nach dem Lesen des Buchs anzusehen, ist dann eher enttäuschend, so weit weg ist er von der Vorlage und so sehr legt er andere Schwerpunkte.
Titel | Das Tribunal |
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Autor | John Katzenbach |
Originaltitel | Harts War |
Verlag | Knaur Taschenbuch |
Seiten | 704 |
ISBN-10 ISBN-13 | 3426514796 978-3426514795 |
Preis | 9,99 € |
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Meine Einschätzung | |
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Inhalt (60 %) | |
- Spannung (50 %) | |
- Originalität (15 %) | |
- Nachvollziehbarkeit (15 %) | |
- Schluss (20 %) | |
Sprache (15 %) | |
Layout (9 %) | |
Fehler (9 %) | |
Verarbeitung (4 %) | |
Cover (3 %) | |
Gesamtbewertung | 4 / 4 = 100 % unbedingte Empfehlung Skala: 0 - 4 Sterne mehr dazu Amazon Äquivalent: 5 Sterne |
Fazit
Das Tribunal ist John Katzenbachs bester Roman. Über 700 Seiten bricht an keiner Stelle die Spannung ab und gekonnt wirft er seinen Protagonisten alle erdenklichen Steine in den Weg. Gelungen werden die Verbindungen zwischen den Deutschen und den Russen, sowie den Deutschen und den Alliierten und dem Rassenproblem der Amerikanischen Offiziere platziert, bevor es am Ende dann doch alles anders kommt. Der Lageralltag wird möglicherweise etwas arg salopp beschrieben und beinhaltet genügend Seitenhiebe auf die Deutschen Bewacher, allerdings nicht herablassend, sondern vielmehr ebenfalls angenehm herausgearbeitet um aufzuzeigen, dass nicht jeder deutsche Soldat in Uniform auch gleich ein Nazi ist.
Zusammenfassend ist Das Tribunal von John Katzenbach für mich nicht nur das beste Werk des Autors, sondern wohl auch das beste in diesem Jahr gelesene Buch und verdient damit meine volle Empfehlung!
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