Die Jahrhundertsaga von Ken Follett spielt mitten in den Ereignissen der vergangenen hundert Jahre.
Ken Follett hat es schon mehrfach mit seinen Werken auf meinen Nachttisch oder in den MP3 Spieler geschafft. Und als Freund von epischen Hörbüchern kam mir seine Jahrhundertsaga gerade recht. Follett tanzt auf vielen Hochzeiten, so kennt man seine historischen Romane aus der Mittelalterzeit (Die Säulen der Erde und Die Tore der Welt), doch auch in der Gegenwart, bzw. im 20. Jahrhundert fühlt er sich schriftstellerisch zuhause.
Das aktuelle Projekt spielt nun neuerlich im 20. Jahrhundert und umspannt eine Zeit von rund 100 Jahren. Der erste Band der Trilogie, Sturz der Titanen, befasst sich dabei mit der Zeit rund um den ersten Weltkrieg. Die Geschichte, um die wahren Ereignisse gesponnen, setzt deutlich vor dem Kriegsausbruch ein und vermittelt eine Zeit des Umbruchs. Beschrieben werden die Ereignisse mehrerer Familien, deren Linien in den folgenden Bänden weiterverfolgt werden. Da ist die Bergarbeiterfamilie in England, die Adelsfamilie in unmittelbarer Nachbarschaft und die beiden Brüder, die sich als Fabrikarbeiter in Russland mehr schlecht als recht verdingen.
Die Sorgen der Menschen scheinen nichts mit den Landesgrenzen zu tun zu haben. In England kämpft man für die Frauenrechte, die Sozialisten und auf der anderen Seite um die Beibehaltung der Monarchie und der Adelsprivilegien. In Russland geht es um das nackte Überleben, denn die Herrscher haben das Land auf Kosten seiner Bürger sehr weit abgewirtschaftet. Neben all diesen Ereignissen entwickeln sich dann langsam die Spannungen zwischen den Völkern bis letztlich ein Krieg, den die Menschen eigentlich nicht wollen, unvermeidlich ist. Die historischen Zusammenhänge werden im Zuge dieses Romans sehr schön aufbereitet und es hat mir Vergnügen bereitet mich durch das gut vertonte Hörbuch zu arbeiten.
Der Aufbau des zweiten Teils, Winter der Welt, ist erwartungsgemäß entsprechend. Die bekannten Familien und Einzelpersonen werden in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg weiter begleitet. Durch Heiraten etc. ergeben sich neue Familien und Nachfahren sowie auch neue Lokationen an denen die Handlung nun fortgeführt werden muss. Doch schon recht bald wird klar, dass der zweite Band längst nicht mit dem ersten Teil mithalten kann. Wurde im ersten Band die Entwicklung hin zum ersten Weltkrieg noch gut aufgezeigt, scheint dies hinsichtlich des zweiten Weltkriegs für den Autor nicht mehr von Bedeutung gewesen zu sein. Dafür schläft gefühlt jeder Protagonist mit jeder Protagonistin. Dies war zwar auch im ersten Teil schon im Setting enthalten, doch so aufdringlich und schwach, ja, völlig lust- und zweckfrei beschrieben wir im zweiten Band, war es nicht. Schade, ohne diese Passagen wäre das Buch in meinen Augen deutlich besser gewesen. Drastisch werden dafür die Verhältnisse für Behinderte, Homosexuelle und Juden während des Dritten Reichs dargestellt. Hierbei hat Follett immerhin Beispiele gewählt, die so eher selten in der Literatur zu finden sind. Auch dieser Band wurde von Johannes Steck vorgelesen, was mir gut gefallen hat, doch inhaltlich konnte er an dem Material halt nichts ändern. Vielleicht ist unsereins des Themas Drittes Reich zwischenzeitlich überdrüssig. Vielleicht war es dann doch einfach nur zu viel des Schlechten und zu wenig des Guten. Winter der Welt war gerade so unterhaltsam.
Band drei schließt einige Jahrzehnte nach dem Ende des zweiten Weltkriegs an Winter der Welt an. Der Titel Kinder der Freiheit ist damit auch schon passend gewählt, denn die Protagonisten aus den ersten beiden Teilen sind zwischenzeitlich so senior, dass sie nur am Rande eine Rolle spielen. Gleichzeitig bildet Ken Follett in diesem Werk einen sehr großen Zeitraum ab. Es beginnt in den 1960er Jahren und endet 1989, bzw. mit einem weiteren kleinen Sprung mit der Wahl von Barack Obama in der Gegenwart. Einen nicht unerheblichen Teil dieser Zeit habe ich selber miterlebt, doch so aufbereitet war es eine schone Geschichtsstunde der internationalen Gegenwartszeit. Die Themen umfassen die Bürgerrechtsbewegung rund um Martin Luther King in Amerika, den Präsidenten John F. Kennedy und seinen Bruder Robert. Natürlich ist dann auch der Vietnam Krieg, die Kuba Krise und die Watergate Affäre enthalten. Es werden die ’68 Zeiten beschrieben, der eiserne Vorhang, der Bau und der Fall der Mauer. Hierzu nutzt Follett die Familien aus seinen ersten beiden Bänden, die sich in Amerika, der DDR und der Sovjetunion befinden. Alle haben Familienmitglieder, die im Stab der großen und Mächtigen sind und damit das Zeitgeschehen aus erster Hand miterleben oder gar beeinflussen können. Richtig spannend wird es auch in diesem Roman nicht. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass letztlich doch schon bekannt ist, was geschehen wird. Die katastrophal schlechten und völlig deplatzierten Sexszenen tun auch diesem Buch nicht wirklich gut. Dennoch rangiert dieser Band für mich auf Platz zwei nach dem ersten Band, Sturz der Titanen.
Insgesamt kann die das Werk nur denjenigen ans Herz legen, die die Zeit übrig haben. An das Niveau von Säulen der Erde kommen sie leider hinsichtlich Spannung und Abwechslungsreichtum nicht heran.
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