Gedächtnisprotokoll von Krankenhausseelsorger Pater Quentin R. Steinbach nach einem Gespräch mit Niklas Schwenninger
Hermann, dieser hinterhältige, bekiffte Kerl. Erst lockte er uns in so eine Höhle und ich musste ein Huhn von unserem Hof mitnehmen, dann veranstaltete er irgend so einen Tamtam mit Feuer und Rauch und dann …
Ich glaube, der hat sich wirklich das Hirn weggekifft. Hat sich selbst Harma Geddon genannt. Ich sollte auch aufhören mit dem Zeug, so will ich nicht eines Tages enden.
Thomas ist abgehauen, dem war das zu spooky. Mir war auch ganz mulmig, aber, he, das war dunkel wie in einem, naja, ihr wisst schon. Außerdem hatte ich ja keinen Plan, wie man aus dem Loch wieder herausfinden sollte, ich musste mich an Hermann halten.
Aber nachdem Thomas weg war, verspüre ich so einen Stich im Rücken. Da hat der Mistkerl mir doch glatt ein Messer zwischen die Rippen gejagt. Ich habe das erst nicht begriffen, dann hat es mich umgehauen. Zack, lag ich da auf dem kalten Boden.
Gut, den Aufprall habe ich zum Glück wohl nicht mehr mitbekommen, war ja völlig weggetreten. Viel mehr Glück war wohl, dass Hermann gedacht hat, ich sei tot. Die Ärzte meinen, die Klinge sei nur knapp an den Herzkranzgefäßen vorbei gegangen. Das hätte mein Ende sein sollen!
Wie auch immer. Ich bin irgendwann wieder zu mir gekommen und habe mich auf allen vieren davon gemacht. Gar nicht mal so einfach mit einem Messer im Rücken, das können Sie mir glauben.
Ich dachte, ich verrecke hier im Berg, ich musste mir ja den ganzen Weg ertasten. Aber irgendwer hat dann doch seine schützende Hand über mich gehalten.
Mir ist dann so ein Typ in der Höhle entgegen gekommen. Ich wollte mich gerade bemerkbar machen, da sehe ich, dass Hermann hinter ihm ist. Man, war der bleich. Der hat quasi mit seinem Gesicht die ganze Höhle erleuchtet, wie so ein Vollmond in der Nacht, verstehen Sie?
Also habe ich mich versucht zu verstecken, ich wollte ja nicht, dass der Irre sein Werk an mir vollendet. Aber auf einmal dreht sich Hermann um und läuft wie ein Irrer davon. Ich sag ja, ein Irrer!
Und dann ein Schrei. Der andere Typ, der murmelte die ganze Zeit etwas und hat sich dann wohl verletzt oder so. Irgendetwas mit seiner Hand, glaube ich, zumindest hat er die fest an sich gedrückt. Das war auch der Moment, in dem ich mich gewundert habe, warum ich im Dunkeln alles sehen konnte.
Da war so ein grünlich leuchtender Nebel am Boden. Durch den bin ich immer weiter gerobbt, habe dann versucht zu rufen. “Hierher!”, “Komm her!” und so. Ich war ziemlich schwach, aber ich glaube, er hat mich dennoch gehört, aber …
Dann ist er kurz bevor er bei mir war, abgebogen. Ich habe noch einmal versucht zu rufen, aber da muss noch jemand gewesen sein. Und der hat lauter gerufen als ich.
Gerufen, durch eines Narren Mund,
gelockt, in des Berges tiefsten Schlund,
gequält, durch den eigenen Verstand,
gesättigt, durch die eigene Hand,
gekommen, um ES zu vollbringen,
tritt vor, und lass die Felsen singen!
Je näher ich dem Abzweig gekommen bin, je tiefer der Typ in den Berg vordrang, desto lauter wurde das. Und heller. Ich sollte nicht hier sein, wirklich nicht, das habe ich mit jeder verdammten Zelle meines Körpers gespürt, Pater!
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