Meine Urlaubslektüre für den frühen Sommerurlaub hatte einen eher kühlen Titel: Wintermänner. Jesper Bugge Kold beschreibt hier das Leben zweier Brüder zu den Zeiten des dritten Reichs. Der eine Veteran des ersten Weltkriegs und Direktor einer erfolgreichen Bekleidungsfirma, der andere Dozent der Mathematik an der Universität zu Hamburg.
Beide haben keinen unmittelbaren Draht zu den Nazis und beobachten die Geschehnisse mit Skepsis, doch beide geraten in den Strudel der Nationalsozialisten und finden sich alsbald in der schwarzen SS Uniform wieder. Dabei kämpfen sie nicht nur an den Fronten des Reichs, sondern auch mit ihrem Gewissen.
Bücher rund um das Dritte Reich gehören nicht gerade in mein Portfolio, doch dieses Buch hatte mich bei Amazon dann irgendwie angesprungen. Verlegt ist das Werk auch im Amazon eigenen Verlag Tinte & Feder, weswegen die prominente Platzierung unter den Empfehlungen sicherlich nicht unabsichtlich war.
Der dänische Autor Jesper Bugge Kold ist kein Veteran, sondern Journalist und hat sich offenbar intensiv mit den Geschehnissen den 1930er Jahre in Deutschland auseinandergesetzt. Dies wird ihm inhaltlich allerdings an einigen Stellen des Buchs Wintermänner zum Verhängnis, wenn die Beschreibung einer Szene mehr einem Namedropping oder einer Auflistung an Fakten gleicht.
Dies geschieht allerdings nur an wenigen Passagen und so erlebt man als Leser die Vor- und Kriegsjahre im Schnelldurchgang aus der Sicht des daheimgebliebenen Mathematikers, der mit seiner Kompetenz zunächst nur für die technische Deportation der Juden verantwortlich ist, aber in diesem Sinne Karriere macht und so zuletzt unweigerlich seine eigenen Ideale verrät. Und andererseits auch aus der Sicht seines Bruders, der als Offizier im Nachschub wahlweise für die Versorgung der Einheiten an der Ost- und Westfront zuständig ist, seinen eigenen Sohn und sich selbst verliert.
Die Abwärtsspirale, die die beiden Protagonisten mitmachen, verläuft automatisch und gibt ihnen kaum Möglichkeiten zu entrinnen. Immer wieder ertappt man sich als Leser dabei darüber zu Grübeln, wie denn hier der Ausweg gewesen wäre? Wie man wohl selber in der Situation reagiert hätte? Zurück bleibt nur ein beklemmendes Gefühl.
Titel | Wintermänner |
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Autor | Jesper Bugge Kold |
Originaltitel | Vintermænd |
Verlag | Tinte & Feder |
Seiten | 424 |
ISBN-10 ISBN-13 | 1503954706 978-1503954700 |
Preis | 9,99 € |
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Meine Einschätzung | |
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Inhalt (60 %) | |
- Spannung (50 %) | |
- Originalität (15 %) | |
- Nachvollziehbarkeit (15 %) | |
- Schluss (20 %) | |
Sprache (15 %) | |
Layout (9 %) | |
Fehler (9 %) | |
Verarbeitung (4 %) | |
Cover (3 %) | |
Gesamtbewertung | 3.2 / 4 = 79 % besondere Empfehlung Skala: 0 - 4 Sterne mehr dazu Amazon Äquivalent: 4.4 Sterne |
Fazit
Wintermänner liest sich gut. Gelegentlich hätte ich mir mehr Seiten, mehr Fleisch gewünscht, wenn auf einmal Monate und Jahre der Handlung übersprungen werden. Doch so wird die Veränderung, die die beiden Charaktere durchmachen, erheblich prägnanter und dies lag dem Autor wohl wesentlich stärker im Fokus, als die reine Geschichte.
Nicht heroisch, eher nachdenklich, manchmal etwas zu sachlich aber dennoch empfehlenswert: Jesper Bugge Kold: Wintermänner .
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