Eine ganze Reihe an Produkten aus dem Rollenspielsektor haben sich in den vergangenen Wochen angesammelt. Überwiegend handelt es sich dabei um Neuerscheinungen und ich versuche diese nun wieder einmal en bloc abzuarbeiten. Ein Grund dafür ist auch gleich unter den ersten.
Shadowrun Chronicles: Boston Lockdown
Vor fast einem Jahr bin ich auf das Projekt aufmerksam gemacht worden. Damals auf der RPC in Köln wurde ich an einem eher unscheinbaren Stand auf das an XCOM: Enemy Unknown erinnernde Computerspiel hingewiesen, das mich sogleich in den Bann gezogen hat und ich auch bereit war ein wenig Geld zu lockern um das Spiel über Steam schon im Frühstadium zu erhalten. Das ursprünglich unter dem Titel Shadowrun Online firmierende Spiel funktioniert für bis zu vier kooperative agierende Spieler, die in die Rolle von Shadowrunnern schlüpfen und in einer Kampagne versuchen Boston zu säubern.
Seit der Installation des Spieles im frühen Stadium mit gerade einmal drei oder vier Missionen von denen die letzte für mich auch nach gefühlt zwölf Anläufen nicht geschafft wurde, hat sich viel getan. Ehrlich gesagt hatte ich es nach dem Frust lange Zeit liegen gelassen, bis vor rund zwei Monaten in meiner Rollenspielrunde das Gespräch darauf kam und so immerhin die Lust entstand, das Spiel auch einmal gemeinsam im Netz zu spielen. Seither hat es zahlreiche Abende in Beschlag genommen und den Endspurt bis zur finalen Veröffentlichung vor zwei Tagen wurde hautnah, teilweise recht ärgerlich mitgemacht. Es ist halt das Risiko des Betatesters, dass Daten und Fortschritte verloren gehen, Spiele und Missionen zurückgesetzt werden und man so insbesondere die ersten Missionen einige ungezählte Male und schließlich auch einfach mechanisch wie im Schlaf durchwandert.
Dennoch ist es uns gelungen das Spiel im zwei Personen Modus einmal komplett durchzuspielen, bis dann der finale Reset kam und erfreulicherweise zahlreiche neue, teilweise auch sehr anspruchsvolle Missionen, integriert wurden und damit wieder einige paar Stunden Spielspaß garantiert sind. Ärgerlich ist derzeit nur, dass die Server dem Ansturm an Spielern nicht gewachsen sind und derzeit in den Abendstunden das Spiel oft genug nicht mehr reagiert oder Server plötzlich und mehrfach neu gestartet werden. Aber diese Kinderkrankheiten sollten sich wohl in den kommenden Tagen geben.
Man spielt mit einem Team von Shadowrunnern verschiedene Aufträge durch, die zusammengenommen eine Kampange in Boston ergeben. Rundenbasiert wird jede Figur der Spieler auf den ansprechend gestalteten Karten positioniert oder in eine Kampfaktion versetzt. Dabei hat jeder Charakter zwei Aktionen (Laufen und/oder Agieren). Nachdem alle Aktionen gesetzt wurden, ist der Computergegner an der Reihe, der analog mit seinen Figuren verfährt. Für die Spieler stehen die aus Shadowrun bekannten Metamenschenklassen zur Verfügung, die dann jeweils einer Fachrichtung (Straßensamurai, Magier, Rigger, Hacker, etc.) angehören können. Mit der aus den erfolgreichen Missionen erhaltenen Karmapunkten lassen sich die Fähigkeiten steigern, mit den erhaltenen Geldprämien die Ausrüstung aufbessern.
Die Level sind anspruchsvoll, aber auch nur, wenn der Charakter nicht durch paralleles Spielen mit anderen Spielern übermäßig gesteigert wurde. In dem Fall sind die Level moderat bis einfach. Der Spielhintergrund (die Karten) sind aufwändig gestaltet und teilweise nett animiert (Autoalarmanlage, die bei einer Explosion ausgelöst wird, Vasen, die zerspringen, etc.). Das Spiel ist auch in deutscher Sprache (Text und Audio) verfügbar und der Kooperationsmodus eignet sich für bis zu vier Runner. Falls Mitspieler fehlen, können diese durch fertige Charaktere aus dem Spiel ergänzt werden.
Für rund 20 € ist Shadowrun Chronicles: Boston Lockdown als Steam Spiel nun erhältlich und damit ein Schnäppchen, nicht nur für Shadowrun Fans.
Aber auch für das Shadowrun 5 Rollenspiel ist ein neuer Abenteuerband erschienen. Mit Mission London gesellt sich ein weiteres Heft für das aktuelle Regelsystem.
Call of Cthulhu
Für das Rollenspiel Call of Cthulhu ist im deutschsprachigen Raum nun das “Abenteuerheft” Die Priester der Krähen erschienen. Wie bereits berichtet handelt es sich bei den beiden enthaltenen Abenteuern um ein Recycling von bereits erschienenen Abenteuern, die nun für die angekündigte sechste Edition von Cthulhu angepasst wurden.
Auch das Format in dem die Veröffentlichung erscheint, erinnert an ein Recycling, denn das nun für Cthulhu Werke seit der Veröffentlichung durch Pegasus erstmals in Klebung erschienene Werk erinnert doch stark an die Hefte aus Zeiten von Laurin und Hobby Products. Die Klebung ist in der Herstellung deutlich preisgünstiger, doch auch nicht so langlebig wie die regulär gebundenen Werke. Wer also die Abenteuer mehrfach durchspielen möchte und dabei auf das Printwerk zurückgreifen möchte, wird wohl bald mit einer Loseblattsammlung arbeiten. Das gewählte Papier des Abenteuerhefts erinnert auch an Recycling: Mir ist zumindest noch nicht klar, warum hier braunes Papier gewählt wurde. Wenn dies dem Band nur einen “antiken” Charakter verleihen soll, dann hätte man dies mit einer dazu passenden Schrifttype vielleicht etwas unterstützen können.
Zwei Abenteuer und eine knappe Anleitung zur Migration der Regeln zwischen den beiden Cthulhu Regelsets (dritte und sechste Edition) auf 72 robusten Seiten für knapp 10 €. Wer die Cthuloiden Welten besitzt, benötigt diesen Band nicht, denn die Abenteuer sind dort bereits veröffentlicht worden.
Die Neuauflage der Berge des Wahnsinns Kampagne ist nun wohl auch versandfertig. Im Blog der Startnext Kampagne wird ein Versand der Bücher und des reichhaltigen Zubehörs für die kommende Woche angekündigt. Unmittelbar danach wird dann das Werk mit der großen Abenteuerkampagne in der Kälte der Antarktis auch regulär am Markt erhältlich sein. Wer also die Crowdfundingphase verpasst hat, kann die Neuauflage der längst vergriffenen dreibändigen Kampagne dann bei dem Buchhändler seines Vertrauens oder online bestellen.
Fate Core und Fate Accelerated
Unter der deutschen Bezeichnung Turbo Fate landete die Tage ein gedrucktes Exemplar der gekürzten Fate Regeln auf meinen Tisch. Der Uhrwerk Verlag hatte die Übersetzung des Grundregelwerks und der vereinfachten Regeln in Angriff genommen und in der vergangenen Woche sind die beiden Werke (Turbo Fate und das vollständige Fate Core) nun auch am Markt erhältlich. Fate ist ein relativ einfaches Rollenspielsystem, dass auf Drittelwürfel basiert. Für das Spiel können die klassischen Fudge oder Fate-Würfel verwendet werden, die auf zwei Seiten ein Pluszeichen, auf zwei weiteren Seiten ein Minuszeichen und die übrigen beiden Seiten unbedruckt haben. (Es können aber auch gewöhnliche sechsseitige Würfel (W6) verwendet werden bei denen 1&2 dem Minus-, 3&4 den leeren und 5&6 den Plusseiten entsprechen. Das Ergebnis einer Probe ergibt sich dann als Summe der Pluszeichen unter Abzug der Minuszeichen sowie ggf. vorhandener Boni und Modifikatoren. Die Boni ergeben sich aus den Fähigkeiten der Charaktere, die bei Fate “Methoden” genannt werden, oder aus Stunts, die besondere Fähigkeiten entsprechen. Der Charme der Charaktere gestaltet sich aus den Aspekten. Dies sind kurze Aussagen/Einstellungen des Charakters, deren Wirkung im Spiel nur selten vorab erahnen lassen.
Das Fate Regelwerk an und für sich ist recht einfach gehalten und ermöglicht ein schnelles und Actionreiches Spiel. Der Fokus liegt hierbei auf Storrytelling, epische Würfelschlachten sind hier kaum zu erwarten. Die Übersetzung ist im großen und ganzen gelungen, wenngleich einige Begriffe doch sehr ungewöhnlich übersetzt wurden. Im A5 Format gehalten hält Turbo Fate das, was es verspricht: Kurz, knapp und schnell wird erläutert, wie man sich einen Charakter erschafft und wie Proben ablaufen.
Nun müssen für Fate nur noch Abenteuer her.
Space 1889
Für das im fiktiven viktorianischen Zeitalter angesiedelte Spiel Space 1889 wurde hingegen ein neuer Abenteuerband veröffentlicht. Mit Die Macht von Angahiaa begeben sich die Abenteurer als Teil einer deutschen Delegation auf den Mars und geraten mitten in die Unruhen, die mit Interessenskonflikten um Ressourcen auf dem Mars einhergehen. In und um die marsianische Stadt Angahiaa sind eine Reihe Abenteuer zu überstehen. Das Heft ist in schwarz/weiß gehalten, schön illustriert, aber mit rund 15 € für knapp 70 Seiten auch wieder am oberen Rand der Preisskala.
Ein weiterer Band ist unter dem Titel Fremde Erde zum Monatswechsel auf den Markt gekommen. In diesem Abenteuerband startet die Mission auf der heimischen Erde als ein marsianischer Exot, ein Waisenjunge mit besonderen Talenten, spurlos verschwindet. Doch es bleibt nicht nur auf der Erde des 19ten Jahrhunderts, sondern im zweiten Teil müssen die Spieler sich auch auf den Mars begeben. Diesen Band erhält man bereits für 9,95 €, dafür sind allerdings auch nur rund 30 Seiten darin enthalten. Meine Skepsis hinsichtlich dieser Salamitaktik bei der Abenteuer nur einzeln gedruckt und dann zu überproportional hohen Preisen veröffentlicht werden, bleibt weiterhin erhalten.
In den kommenden Tagen sollte zudem ein drittes Abenteuer für Space 1889 erhältlich sein: Der marsianische Patient verspricht auf 56 Seiten ein Abenteuer in Wien mit einer Begegnung mit Dr. Freud, der einen ganz besonderen Patienten hat. Ein marsianischer Angestellter eines Grafen hat Panik- und Angstzustände in Menschenmengen sowie eine Amnesie durch die er nicht mehr weiß, wie er auf die Erde gelangt ist. Auch in dieser Kampagne haben die Spieler die Möglichkeit auf den Mars zu reisen und dort zahlreiche Abenteuer für 14,95 € zu erleben.
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