Wie beschäftigt man ein Vorschulkind in Zeiten von Corona? Homeschooling verliert irgendwann auch seinen Reiz und den ganzen Tag vor dem Fernseher ist auch keine Option. Also versuchen wir den Kleinen an das Hobby des Vaters weiter heranzuführen und bringen ein paar Spiele auf den Tisch.
Die große Andor Trilogie liegt im Regal, aber ist noch eine Nummer zu komplex für den sechseinhalbjährigen Vorschulfloh. Da kam die Variante für Kinder, Andor Junior , gerade recht. Und, um das Fazit etwas vorweg zu nehmen, es kam auch an.
Die Legenden von Andor ist ein preisgekröntes Spiel von Inka und Markus Brand, bei dem bis zu vier Spieler als Helden einer abenteuerlichen Geschichte gemeinsam gegen das Spiel antreten. Die Spieler schlüpfen hierzu in die Rolle eines Ritters, Magiers, Zwergs oder Waldläufers, womit klar ist, dass wir uns im Fantasy Setting bewegen.
Andor Junior ist eine sehr vereinfachte Fassung der Legenden von Andor, bei dem allerdings dennoch das Spielgefühl des großen Bruders vermittelt wird.
Spielablauf
Jede Figur, die sowohl als männlicher als auch als weiblicher Charakter bereitgestellt wird, verfügt über eigene Fähigkeiten. Fähigkeiten, die auf der Reise durch Andor und im Kampf gegen die Gors und Drachen, aber auch bei der Suche nach verborgenen Zielen nützlich sind. So verfügt der Ritter über eine größere Anzahl an Würfeln, mit denen er recht effektiv im Kampf ist. Der Zwerg hingegen kennt Abkürzungen durch unterirdische Gänge und findet im Dunkel der Höhle sehr zuverlässig Objekte.
Das Spielfeld von Andor Junior zeigt eine Landschaft, die in zahlreiche unregelmäßige Felder aufgeteilt ist. Oben links befindet sich die Burg, von der aus die Helden ihre Reise antreten werden. Unten rechts trennt ein Fluss das Land von einem Bergmassiv ab. Dort in den Höhlen haben sich drei Wolfsjungen verirrt, die es letztlich zu retten gilt. Doch um dorthin zu gelangen, muss eine Brücke überquert werden. Der Brückenwart gibt den Weg allerdings erst frei, wenn die Helden drei Aufgaben erfüllt haben.
Im Kampagnenmodus werden die Aufgaben der Reihe nach abgearbeitet. Im freien Spiel kann man diese dann vor Spielbeginn zufällig bestimmen. In der Regel handelt es sich bei den Aufgaben um die Suche nach versteckten Objekten oder das Vertreiben der gegnerischen Gors.
Objekte sind nahezu auf jedem Feld der Karte zu finden. Allerdings handelt es sich dabei nicht immer nur um Münzen, Schwerter, Holzscheite etc., sondern viel zu oft verbergen sich unter den Plättchen auch weitere Gors. Diese tauchen dann plötzlich auf der Karte auf und stellen eine Bedrohung für die Bewohner von Andor dar.
Die Gors ziehen am Ende eines Tages, wenn die Helden sich erschöpft zu Ruhe begeben, entlang einer schlangenförmigen Linie in Richtung der Rietburg. Erreicht ein Gor dieses Ziel, rückt der Drache ein großes Stück voran. Der Drache befindet sich auf der Zeitleiste und hat ebenfalls die Burg als Ziel. Ebenso wie die Gors, bewegt sich auch der Drache in der Nacht eine ausgewürfelte Strecke. Um ihn zurückzudrängen, muss man erfolgreich gegen einen Gor antreten und diesen verscheucht.
Im Spiel gilt es die Balance zu wahren zwischen dem Vertreiben von Gors um den Drachen von der Burg fern zu halten und der Suche nach gewünschten Objekten um die Aufgaben zu erfüllen.
Aufmachung
Andor Junior ist in der bereits von Die Legenden von Andor gewohnten Weise schön aufgemacht. Für jeden Helden gibt es ein zweiseitiges Heldentableau und zwei Pappfiguren (männlich/weiblich) mit jugendlicher Darstellung der Figur. Dazu gibt es zur Farbe der Helden passende Würfel und hölzerne Sonnenscheiben, die die verfügbare Anzahl an Aktionen je Tag anzeigen. Die Gors, der Drache und der Brückenwächter sind ebenfalls aus stabiler Pappe und werden, wie alle Figuten, auf einen Kunststofffuß gesteckt.
Die Regeln sind einfach und alle Spielelemente und Aufgaben sind sehr gut beschrieben, sodass kaum Missverständnisse auftreten dürften. Der Schwierigkeitsgrad ist natürlich kindgerecht sehr niedrig. Dennoch kann das Spiel auch scheitern, wenn man sich mit seinen Aufgaben verzettelt, die Gors aus dem Blick verliert oder auch einfach nur massives Würfelpech hat.
Insgesamt umfasst die Kampagne 12 Aufgaben und damit vier erfolgreiche Spielrunden. Im freien Spiel, bei dem die Aufgaben aus dem 12 Karten Pool zufällig gezogen werden, ergeben sich eine Vielzahl an Kombinationen. Doch auf Dauer ist das Spiel – zumindest für Erwachsene – dann doch recht repetitiv. Insbesondere die obligatorische Suche nach den drei Wölfen am Ende jeder Runde, fällt in diese Kategorie.
Das Spiel haben wir noch etwas aufgepeppt, indem wir uns mit dem 3D Drucker die Heldenfiguren individuell nachgebaut haben. Angemalt werden wir diese später wohl auch bei den Legenden einsetzen.
Fazit
Als Fazit kann ich Andor Junior allerdings rundweg empfehlen. Der Kleine hat Spaß dabei und bringt es von sich aus immer wieder auf den Tisch. Empfohlen wir das Spiel für Kinder ab 7 Jahren, in unserem Fall ist es auch problemlos mit einem Sechsjährigen zu spielen. Die Regeln und die 12 Aufgaben waren ihm schon nach einer Runde geläufig und der Ritter ist zudem auch noch in seiner Lieblingsfarbe gehalten. Ich bin also zuversichtlich, dass bald auch die großen Legenden auf den Tisch kommen …
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