Gestern fand ich völlig überraschend die mittlerweile sechzigste Ausgabe des Fantasy- und Abenteuerspiele-Magazins Mephisto in meinem Briefkasten. Die unregelmäßig erscheinende Zeitschrift besteht seit über 20 Jahren und ist damit vermutlich das älteste noch erscheinende, deutschsprachige Magazin seiner Art. Alleine dafür sind schon Glückwünsche angebracht. Vergleicht man die aktuelle Ausgabe mit den Exemplaren aus dem vergangenen Jahrtausend, so hat sich die Zeitschrift zeitgemäß modern entwickelt, muss aber dennoch, besonders inhaltlich, auch Kritik über sich ergehen lassen.
Die 60. Ausgabe von Mephisto umfasst 84 vollfarbige Seiten und kostet im Einzelbezug 5,95 € (4,75 € im Abo). Angekündigt war sie für Juli 2015, erschienen ist sie nun im Februar 2016. Inhaltlich deckt das im Martin Ellermeier Verlag erscheinende Magazin ein breites Spektrum aus der Welt der Fantasy ab. Von Buch- und Hörbuchbesprechungen, Interviews, Vorstellung von Brett- und Videospielen, aber auch Sammelkarten- und Rollenspiele sind hier vertreten.
Im Speziellen befasst sich die aktuelle Ausgabe in der ersten Hälfte mit Produktvorstellungen, die in Zeiten des allgegenwärtigen Internets allerdings antiquiert daher kommen. Ein großer doppelseitiger Beitrag preist so zum Beispiel die 7. Edition des Call of Cthulhu Rollenspiels an und erwähnt auch die zugleich erhältliche limitierte Ausgabe des Regelwerks, das allerdings schon längst verlagsseitig vergriffen ist. Auch hinsichtlich der vorgestellten Shadowrun Neuerscheinungen hinkt man gefühlt ein dreiviertel Jahr oder im Falle des XCOM Brettspiels sogar weit über ein Jahr hintendrein.
Weitere Produktvorstellungen befassen sich mit Splittermond, Through the Breach, Dungeons&Dragons, Warhammer 40.000, Fate, I am Zombie, etc. Da sind immerhin zwei Nischensysteme bei, auf das man sonst so schnell nicht stößt. Auffällig dabei ist dann schon, wie eingeschränkt der Anteil der “teilnehmenden” Verlage ist. Hauptfinanzierer der Zeitschrift im Sinne von bezahlten Produktvorstellungen dürften damit in absteigender Reihenfolge Pegasus, Heidelberger, Uhrwerk und Mantikore Verlag sein.
Auf Seiten der Videospiele knüpft man sich den jüngsten Ableger der Shadowrun Familie vor: Shadowrun Chronicles: Boston Lockdown. Ferner sind auch Indie-Spiele wie Dead Synchronicity, The Vanishing of Ethan Carte und Among the Sleep in der Präsentation. Etwas mühsam kommt dann allerdings der Beitrag über Spiele-Shopping im Netz daher – mühsam, da Alternativen zum Platzhirschen Steam aufgezeigt werden sollen, sich dann jedoch herausstellt, dass diese höchstens im Indie Umfeld etwas taugen oder aufgrund der überschaubaren Anzahl an Produkten kaum an Steam heranreichen.
Ab Seite 56 kommen dann interessantere Inhalte: Ein Szenario für das Brettspiel Villen des Wahnsinns, ein kurzes Abenteuer für das Star Wars Rollenspiel Am Rande des Imperiums, einem Abenteuer für Private Eye, das mit kleinen, mitgelieferten Anpassungen auch für Call of Cthulhu taugt sowie einem Abenteuer für das UFO-Rollenspiel Contact.
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Mein Urteil ist also nach einer ersten Lektüre dieses mal etwas verhalten. Die Arbeit, die ein solches Magazin erfordert möchte ich nicht geringschätzen und das professionelle Erscheinungsbild der eher in Nebentätigkeit und über einen so langen Zeitraum erscheinenden Zeitschrift ist auch nicht zu bemängeln. Die allerdings vor allem Mainstream Produktvorstellungen sind mir zu viel und kommen mir vor wie die Zeitungsmeldungen von vorgestern. Für mehr und längeren, spielbaren Inhalt, wie dies in früheren Ausgaben schon der Fall war, wäre ich sicherlich auch bereit einen höheren Obolus beizutragen.
Ansonsten ist für fast jeden (ulissesfreien oder -befreiten) Abenteuerspielefan etwas dabei und gerade die kurzen (Hör-)Buchkritiken laden zum Stöbern ein.
Bestellen kann man die aktuelle Ausgabe und auch diverse Nummern der vergangenen 60 Ausgaben direkt beim verlagseigenen Online Shop. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Pakete in denen verschiedene verfügbare Ausgaben zu extremen Sonderkonditionen angeboten werden.
Die nächste Ausgabe ist für Mai 2016 angekündigt – doch darauf sollte man sich erfahrungsgemäß nicht verlassen.