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Bild: © Sayaka Sawanoguchi / Pixabay

Stell Dir vor, es ist NordCon und alle sind da

Die NordCon ist wohl das größte Treffen von Rollenspielern in Deutschland. 48 Stunden Non-Stop Programm mit Workshops, Lesungen und natürlich Spielrunden. Und in diesem Jahr habe ich es dann auch endlich einmal geschafft, dabei zu sein – und es nicht bereut.

Für die Rollenspiel Veranstaltung in Hamburg wird eine komplette Grundschule belagert. In Zelten auf dem Hof und in den Fluren präsentieren Händler, Verlage und Vereine ihre Produkte, in den Klassenräumen wird gespielt oder gemeinsam gearbeitet und auf den Bühnen gelesen oder referiert. Für jeden Phantastikbegeisterten sollte in den drei Tagen der NordCon etwas zu finden sein.

In diesem Jahr lief die NordCon von Freitag, dem 14. bis Sonntag, dem 18 Juni. Nach einer längeren Anreise (irgendwie war wohl wirklich jeder auf dem Weg in den Norden) und dem ein oder anderen merkwürdigen Erfahrungen mit meinen Navis (Hamburg existierte nicht mehr), waren Ralf Sandfuchs (“Meine Frau hat uns ein paar Fleischbrötchen eingepackt.”) und ich dann um 19 Uhr bereits auf dem Gelände um mit dem ein oder anderen ins Gespräch zu kommen. Ohne Einlass-Bändchen versteht sich …

Die Kasse haben wir selbstverständlich auch noch aufgesucht und unseren Obolus dort entrichtet, nur um dann als stolze Inhaber eines Wochenendtickets dennoch des Geländes verwiesen zu werden – Einlass sollte ja erst ab 20 Uhr sein.

Also gut, nach der langen Autofahrt kann man sich im Umfeld der NordCon auch erst einmal die Beine vertreten. Den Abend selber bildeten wir uns dann in zwei Workshops weiter: “Geheimnis der Persönlichkeit im Rollenspiel” und “Wie versetze ich Spielgruppen in Angst und Schrecken?”

Der erste Workshop über Persönlichkeit im Rollenspiel entpuppte sich als … anders. Die Klasse war voll, immer wieder mussten neue Stühle herbeigezaubert werden, so groß war der Andrang. Ralf und ich staunten nicht schlecht, als dann auf dem Flipchart (of doom) auf einmal Begriffe wie Ayurveda und Chakren zu sehen waren. In was für einer spirituellen Gruppentherapie waren wir hier gelandet?

Tatsächlich entwickelte sich der Vortrag dann doch anders und plötzlich versuchte jeder sein Gegenüber nur noch durch Mimik erraten zu lassen, ob man gerade ein Kopf, Bauch oder Herz-Mensch ist und anhand vorgegebener Persönlichkeitsportraits  einen imaginären Schatz aufzuteilen.

Zumindest die Einstiegsübung (of doom) des Workshops begleitete Ralf und mich noch für die folgenden Tage und die Persönlichkeitsportraits könnten tatsächlich noch einmal für eine Charaktererschaffung herangezogen werden.

Wie ich Spieler in Angst und Schrecken versetze, ist mir durchaus bekannt, dennoch versprach ich mir von diesem Workshop ein wenig Inspiration. Vincent Voss gab einen umfassen Überblick über das Metier des Horrors und ein paar Ansätze. Hier hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefgang, Erfahrungsberichte, Austausch und Praxis gewünscht, denn so blieb man nur an der Oberfläche des Themas.

Damit sollte es für den Freitag dann aber auch gut gewesen sein, mir fielen langsam die Augen zu und die (zugegeben leckere) Dose Elephant Starkbier  – Danke, Markus! – tat Ralf (und damit auch mir) auch nicht gut.

Mehr oder minder ausgeruht und einer notfallmäßigen Veröffentlichung des aktuellen Teils zu unserem Lovecraftesque Abenteuer, starteten wir nach einem Frühstück zusammen mit der Redaktion Phantastik in den NordCon-Samstag. Der Vormittag zeichnete sich nach einem kleinen Gewitter als äußerst schwül aus. Wohlweislich hatte ich meine vorangemeldete Spielrunde erst um 11:30 starten lassen. Mein eigenes Cthulhu Abenteuer, Tangaroa, sollte es geben – und gab es auch. Drei Spieler, eine Spielerin und zwei Zuschauer traten in den vier Stunden die Reise in die Tiefen des Pazifiks an. Natürlich ist es ihnen gelungen, das Zeitliche zu segnen, zumindest das ihrer Investigatoren. Und natürlich … nein, alles Weitere wäre gespoilert.

Den Rest des Tages habe ich “nur” mit Gesprächen verbracht und zahlreiche Menschen von Angesicht zu Angesicht gesehen, mit denen ich sonst nur über irgendwelche sozialen Netzwerke kommuniziert, oder mit denen ich zwar schon einige Online-Spielrunden absolviert habe.

Am spontan angesetzten, großen Podcaster Treffen konnte ich leider nicht teilnehmen, da wir uns schon anderweitig verabredet hatten. Zusammen mit meinem Schatten (Dämon? – Ralf), Markus von der Brettspielkiste, den Damen der Redaktion Phantastik und ihrer Entourage ging es zu einem Pizzaessen in einer Lokalität, die – nun ja – alles bietet, was man für ein Horror-Rollenspielabenteuer braucht, inklusive einer guten Pizza …

Der Schlafmangel stand uns am Sonntag tief ins Gesicht geschrieben, doch immerhin kündigte sich durch strahlenden Sonnenschein ein heißer Tag an. Und so war es dann auch. Ich war eher unlustig und mehr auf Konversation aus, denn auf spielen. Ich wollte die Seele baumeln lassen und … endete nach einem spontanen Standdienst und nettem Gespräch in einer Bäronomicon Spielrunde als knuffiger Coca-Cola Eisbär mit Schal und Sonnenbrille im Kinderzimmer (of doom).

Einen Kaffee und Rundgang über das NordCon Gelände später, neigte sich die Veranstaltung auch schon ihrem Ende entgegen. Es ging ans Packen, denn der letzte Programmpunkt sollte die Abschlussveranstaltung in der Aula mit der Verleihung des Deutschen Rollenspielpreises sein. Hier durften sich unter anderem Syvia Schlüter und Ulrike Pelchen von der Redaktion Phantastik freuen, denn das von ihnen verlegte Werk Täuscherland für das Seelenfänger Rollenspiel von Jörg Köster, erhielt die Auszeichnung in der Kategorie bester Ergänzungsband.

Natürlich wurde dies anschließend auf dem Parkplatz noch ausgiebig gefeiert …

In der neu geschaffenen Kategorie Onlineformate, wurde Rocketbeans ausgezeichnet, die mit aufwändig produzierten Video Let’s Plays überzeugten. Und der Deutsche Rollenspielpreis für das beste Grundregelwerk ging an Pro Indie für Itras By.

Mich hat überrascht, wie viele Rollenspieler und -spielerinnen der Szene auf der NordCon anzutreffen waren, wie viele eifrige Helfer die Orga an den Start bringen konnte um die Veranstaltung so perfekt über die Bühne zu bringen. Großartig!

Meine Schlussfolgerung: wenig gespielt, viel Smalltalk und Network betrieben, das Konzept für das “Finale” der Heidelberger Kampagne konzipiert und vor allem viel Spaß gehabt. Das war meine NordCon 2019 – und wahrscheinlich nicht die Letzte.

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