Mit vierzig verlassen einen die Helden der Jugend

Die erste Meldung des heutigen Tages erreichte mich kurz nach dem Aufstehen. Bei einem Blick auf mein Smartphone verkündete ein Tweet, dass am Vortag der Schauspieler Robin Williams verstorben sei. Williams war ein begnadeter Schauspieler, der in unnachahmlicher Weise das Fach der Komödie und insbesondere auch der Tragikomödie beherrschte. Unzählige Filme haben meine Jugend, ja, mein bisheriges Leben begleitet. Nicht zuletzt hat der Club der toten Dichter eine besondere Zeit geprägt. Diese Meldung im Kopf ließ mich einmal mehr darüber nachdenken, welche und wie viele Helden oder Idole meiner Jugend in den letzten Jahren von uns gegangen sind. Gestorben wird immer, doch liegt es wohl in der Natur der Sache, dass einem im Alter von rund vierzig Jahren eben diese Personen vermehrt abhanden kommen.

Filme wie Good Morning, Vietnam, Club der toten Dichter und Good Will Hunting waren die eine Seite von Robin Williams. Amüsant und nachdenklich zugleich. Auch mit Mrs. Doubtfire, Patch Adams und Co. legte Williams seine Finger in Themen der Zeit, brachte uns so nicht nur zum Lachen, sondern immer auch gleich zum Nachdenken. Und selbst mit Hook, Jumangi oder den Nachts im Museum Filmen an der Seite von Ben Stiller waren mehr als Unterhaltung für Kinder. Die Filme mit Robin Williams sind nicht die großen, pompösen Machwerke, sondern die leisen, aber tiefgreifenden. Mehrfach wurde Robin Williams nominiert, doch letztlich nur mit einem Oscar (Bester Nebendarsteller in “Good Will Hunting”) ausgezeichnet. Einen Ausflug in eine gänzlich andere Welt wagte der Schauspieler in One Hour Photo und Insomnia, Filme, die überraschten, da er hier den Psychopathen, bzw. den Psychologen eines Mörders mimte.

Dabei plagten den brillanten Komiker Williams selber wohl sein Leben lang schwere Depressionen sowie Alkohol- und Drogenprobleme. Letztlich war diese Last für ihn wohl zu schwer und er wählte am 11. August 2014 mit 63 Jahren seinen Abschied von der Bühne des Lebens. Tragisch, traurig und überraschend. Für mich bleibt der Mann, der dreißig Jahre meines Lebens auf der Leinwand begleitet hat jedoch mit seinem prägnanten, verschmitzten Lächeln im Gesicht und seiner unvergleichlichen, schnellsprechenden, angenehmen, tiefen Stimme in Erinnerung.

Die Einschläge kommen näher

Mit vierzig hat man ein Alter erreicht, in dem die Generation, die einen geprägt hat – ob man es nun mag, oder nicht – die Eltern- und Lehrergeneration in das Seniorenalter einsteigt oder gar schon eingestiegen ist. Der natürliche Alterungsprozess nimmt immer mehr Fahrt auf und bei denen, die das Leben zuvor schon besonders intensiv genossen haben, sicherlich auch noch einmal mit einem Geschwindigkeitsbonus. Da darf es einen nicht wundern, dass sich die ersten Familienmitglieder (in meinem Fall bereits vier Onkel) oder bekannte Stars aus der Jugendzeit aus dem Leben verabschieden. Zumindest für uns Kinder, die in den 80ern als Teenies bewusst aufgewachsen sind, waren die Film- und Fernsehhelden in der Regel schon mindestens zwanzig Jahre älter. In meinem Fall also auch Robin Williams (Jahrgang ‘51). Vor vier Jahren verstarb der Musiker Michael Jackson (‘58), der meine Generation deutlich als King of Pop geprägt hat, eine im Übrigen nicht weniger schillernde wie tragische Person. Letztes Jahr war es Tom Clancy (‘47) ein Schriftsteller, dessen Werke (Jagd auf Roter Oktober, Schattenkrieg, etc.) ich in meiner Jugendzeit verschlungen habe. 2012 war es die Sängerin Whitney Houston (‘63), die nach einem erfolgreichen, aber auch tragischen Leben aus dem Leben schied. Ach! Und sicherlich noch so viele mehr, die mir an diesem Tage nicht sogleich präsent sind. Und vor allem diejenigen, die nur in meinem kleinen Leben aufgetreten sind und nicht auf der großen Bühne standen.

Natürlich fallen einem die Personen, die verstorben sind am ehesten ein, wenn man an die Helden der Jugend zurückdenkt. Viele sind jedoch noch am Leben, doch mit jedem einzelnen, der die Welt verlässt, wird man sich der Tatsache erneut bewusst, dass vergangene schöne Zeiten und Erlebnisse für immer vergangen sind. Dass man hofft, dass andere einem den Weg weisen und doch nur feststellt, dass es nun an einem selber ist, der Wegweiser zus ein. Dass man manchmal völlig fremden Menschen für eine Erfahrung Dank schuldet, den man ihnen niemals (mehr) aussprechen kann.

In sofern drückt eine stille Trauer heute auf mein Haupt und ehrfürchtig verneige ich mich vor den gefallenen Helden meiner Zeit.

O Captain my Captain! our fearful trip is done;
The ship has weather’d every rack, the prize we sought is won;
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring:

But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up—for you the flag is flung—for you the bugle trills;
For you bouquets and ribbon’d wreaths—for you the shores a-crowding;
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;

Here Captain! dear father!
This arm beneath your head;
It is some dream that on the deck,
You’ve fallen cold and dead.

My Captain does not answer, his lips are pale and still;
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will;
The ship is anchor’d safe and sound, its voyage closed and done;
From fearful trip, the victor ship, comes in with object won;

Exult, O shores, and ring, O bells!
But I, with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

(Walt Whitman 1865)

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