Die Kirchtürme sind weiß im streuenden Mondlicht,
Und die Bäume tragen einen silbernen Glanz;
Hoch über den Schornsteinen sieht man die Vampire fliegen,
Und die Harpyien der höheren Sphären,
Die flattern und lachen und stieren.
Das Dorf liegt wie tot im Lichte des Mondes
Niemals erstrahlt in der Dämmerung Schein,
Doch ist erwachsen aus der Tiefe der hinscheidenden Jahre
Wo die Ströme des Wahnsinns fließen
Durch die Klüfte hin zum Abgrund der Träume.
Ein frostiger Hauch windet sich durch die Garben,
In den im fahlen Licht schimmernden Auen,
Und windet sich hinauf, wo die Grabsteine leuchten
Und die Ghule des Friedhofs klagen
Ihrer Ernten durch Flucht beraubt.
Nicht einmal der Odem der fremden grauen Götter des Wandels
Der sich selbst aus dem Vergang’nen entreißt,
Kann diese Stunde beleben, in der geisterhafte Mächte
Den Schlaf über den kosmischen Thron legen
Und das große Ungewisse entfesseln.
So breiten sich Tal und Wiesen
Die vergangene Monde einst sahen,
Und die Toten, sie tanzten im fahlen Mondlicht umher,
Entsprungen aus des Grabes schwarzem Schlund
Um die ganze Welt mit Furcht zu erschüttern.
Und alles, was der kommende Morgen einsam grüßt
Sind die Hässlichkeiten und Plagen
Der Reihen massiv aufragender Ziegel und Steine,
Die sich einst mit dem Rest dann vereinen,
Um düster in den Schatten zu brüten.
Lasst die Lemure dann wild in der Dunkelheit bellen,
Und die leprösen Türme sich erheben;
Denn in der Herde sind gleichsam Jung und Alt
Von Schrecken und Tod gezeichnet,
Bis die Hunde der Zeit sie zerfleischen.
Halloween in der Vorstadt von H. P. Lovecraft
in einer Übersetzung von Michael L. Jaegers
mit großer Unterstützung von Simon Reitenbach
Den Klang und den Charme des Originals kann man mit einer deutschsprachigen Übersetzung leider nicht wiedergeben. Daher an dieser Stelle noch einmal das Gedicht von 1926 in der ursprünglichen Fassung, in englischer Sprache:
Hallowe’en in a Suburb
The steeples are white in the wild moonlight,
And the trees have a silver glare;
Past the chimneys high see the vampires fly,
And the harpies of upper air,
That flutter and laugh and stare.
For the village dead to the moon outspread
Never shone in the sunset’s gleam,
But grew out of the deep that the dead years keep
Where the rivers of madness stream
Down the gulfs to a pit of dream.
A chill wind weaves thro’ the rows of sheaves
In the meadows that shimmer pale,
And comes to twine where the headstones shine
And the ghouls of the churchyard wail
For harvests that fly and fail.
Not a breath of the strange grey gods of change
That tore from the past its own
Can quicken this hour, when a spectral pow’r
Spreads sleep o’er the cosmic throne
And looses the vast unknown.
So here again stretch the vale and plain
That moons long-forgotten saw,
And the dead leap gay in the pallid ray,
Sprung out of the tomb’s black maw
To shake all the world with awe.
And all that the morn shall greet forlorn,
The ugliness and the pest
Of rows where thick rise the stones and brick,
Shall some day be with the rest,
And brood with the shades unblest.
Then wild in the dark let the lemurs bark,
And the leprous spires ascend;
For new and old alike in the fold
Of horror and death are penn’d,
For the hounds of Time to rend.
Hallowe’en in a Suburb by H. P. Lovecraft