Ein Reisebericht von Karl Freiherr von Waldeck
Im Sommer des Jahres 1882 brach ich von Wien in Richtung Südamerika auf. In Lissabon ging ich dann an Bord der Diamant. Über die Reise quer durch Europa lässt sich doch wenig spektakuläres berichten.
Im Rückblick komme ich immer noch ins Grübeln was die Franzosen sich davon erhoffen, sich selbst über Kommunen zu regieren. Ein solches Vorgehen, ohne starke Hand und Führung in die Zukunft zu blicken, kann nur zum scheitern verurteilt sein. Sie brauchen ja nur ihren Blick nach Osten in das deutsche Reich oder nach Österreich-Ungarn zu wenden, zwei Nationen, die es unter Führung eines Kaisers zu beachtlichen Wohlstand und Ruhm gebracht haben. Auch das Bemühen Portugals an der Industrialisierung teilhaben zu wollen, ist allenfalls als niedlich zu betrachten.
Die Diamant war mit ihren drei Masten ein prächtiges Schiff und unter Kapitän Nelson, einem durchaus tüchtigem Seemann, dem sein Handwerk in die Wiege gelegt zu sein scheint, schafften wir die Überfahrt auch in knapp 40 Tagen. Von der Überfahrt selbst gibt es auch nicht viel zu berichten. Einmal gerieten wir in einen leichten Sturm. Ein paar der jungen Matrosen kamen damit überhaupt nicht klar. Ich dagegen stand vor Glück jauchzend an Deck und ließ mir den Wind um die Nase wehen. Als ich zu Abendbrotzeit wieder in die Messe kam, tippte sich der eine oder andere mit dem Zeigefinger mehrmals an die Stirn und faselte so etwas wie “so ein Irrer, geht freiwillig bei 10 Beaufort an Deck”. Im Nachhinein interpretiere ich das mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen für eine Ehrenbezeugung.
Eine weitere, zugegebenermaßen merkwürdige Begebenheit, trug sich bei klarem Wetter zu: Ich stand an der Rehling und ließ meinen Gedanken freien Lauf, damit sie sich austoben und mir vielleicht die Idee für einen neuen Roman einfangen könnten. Da sah ich aus den Augenwinkel etwas großes weißes auf dem Wasser treiben. Im ersten Augenblick fuhr mir der Schrecken in die Glieder, dachte ich doch, dass der gute Kapitän Nelson zu weit vom Kurs abgekommen sei und dass ich einen der ersten Eisberge sähe. Aber nein, als ich mein Blick fokussierte, erkannte ich, dass es sich um einen riesigen weißen Wal handelte, der an die Meeresoberfläche gekommen war. Kurz vor dem Abtauchen hatte ich noch das Gefühl, dass an der Flanke ein Mann mit Tauen an den Wal gebunden sei. Der Mann hatte nur noch ein Bein, das andere war aus Holz und kurz bevor er in den Fluten verschwand winkte er noch zum Abschied. Ich erwähne das Gesehene hier nur beiläufig, da es mir doch zu fantastisch scheint, als dass es in einem Reisebericht eines Abenteurers von meinem Ruf erscheinen sollte.
Wie bereits erwähnt meinten es die Winde gut mit uns und so lief die Diamant nach Rekordzeit im Hafen von Belém ein. Die Stadt entsprach so ganz und gar nicht meinen Erwartungen, bin ich doch davon ausgegangen, dass es so weit abseits von den großen Nationen Europas nur Wilde und keinerlei Kultur zu geben scheint. Aber nein Belém stellte sich mir als pompöse Schönheit vor. Es gab richtige Häuser aus Stein und sogar ein Theater.
Anfangs bereitete es mir ein großes Vergnügen mich durch die Straßen und die Märkte voller exotischer Früchte treiben zu lassen. Durch mein mir angeborenes Geschick mich schnell an fremde Kulturen anpassen zu können, dauerte es nicht lange und ich war von einem Einheimischen nicht mehr zu unterscheiden. In diesem Zuge kam ich auch hinter das Geheimnis des ungewöhnlichen Wohlstandes dieser Stadt am Ende der Welt: Kautschuk.
Jetzt war meine Neugierde geweckt und mein Abenteurer Herz zog es in den Dschungel des Amazonas. Ich wollte die Kautschukplantagen persönlich besichtigen und vor allem die Männer, die sie betreiben kennen lernen. Wer weiß, vielleicht fiel ja auch eine kleine Plantage für mich ab und ich könnte meine Reisekasse aufbessern. Im Zweifelsfall würde ich einen Almanach über Kautschukgewinnung im brasilianischen Urwald verfassen. Wenn man diesem umfangreiches Kartenmaterial bei legte, könnte sich dieser als Verkaufsschlager in der Wiener Gesellschaft entwickeln.
Es dauerte also keine zwei Tage und ich fuhr in einem Einbaum den Amazonas hinauf und hielt nach Kautschukplantagen Ausschau. Der Mann der mir den Einbaum vermietete hatte mich noch inständig vor den Mohrenkaimanen gewarnt und so hielt ich mich beständig in der Mitte des Flusses, um zu verhindern, dass sich Wilde aus dem Dschungel auf mein Boot schwangen. Am Anfang meiner Reise war ich auch verwundert, über die große Anzahl von Baumstämmen, die den Fluß hinauf und nicht hinab trieben. Mein Erstaunen war umso größer als ich am dritten Tag meiner Reise feststellen musste, dass die Baumstämme ein Maul voller Zähne haben, die nach meiner Hand schnappten, als ich diese zur Abkühlung in den Amazonas hielt. Ein Schlag mit dem Kolben meiner Flinte überzeugte den Baumstamm, dass es keine gute Idee sei, die Schreibhand eines Schriftstellers verspeisen zu wollen.
Am fünften Tag meiner Reise öffnete sich der bis dahin undurchdringliche Dschungel und ein großes elegantes Haus erschien. Im Garten vor dem Haus spielte ein Kapelle Musik und eine Gruppe von Menschen saß beim Tee. Hatte ich mein Ziel eine Kautschukplantage erreicht?
Ich steuerte mein Boot ans Ufer und stelle mich namentlich bei den Tee trinkenden Herrschaften vor. Und tatsächlich es handelte sich um die Kautschukplantage des Senhor Rául Jesus Nunés. Nachdem ich mein Ansinnen vorgebracht hatte, wurde ich direkt eingeladen zum Abendessen zu bleiben, auch wurde mir ein Zimmer im Herrenhaus angeboten. Zum Glück hatte ich die passende Garderobe eingepackt und so konnte ich adäquat gekleidet an der abendlichen Veranstaltung teilnehmen. Senhor Nunés versprach mir für den nächsten Tag eine Führung über seine Plantage. Nach einem ausgezeichneten Frühstück und einer theoretischen Einführung in das Handwerk der Kautschukernte, sollte ich endlich die Plantage besichtigen dürfen.
Hierzu mussten wir zu Pferd tiefer in den Dschungel eindringen. Leider konnte Senhor Nunés die Führung nicht selbst durchführen und so ritt ich in der zweifelhaften Begleitung des Vorarbeiters Miguel da Silva in den Dschungel. da Silva war ein unangenehmer Zeitgenosse, ungepflegt von einem leicht ranzigen Geruch umgeben, auch umspielte ein dümmliches Grinsen seine Lippen und zeigte die schwarzen Stümpfe seiner Zähne. Nach circa zwei Stunden erreichten wir die Kautschukbäume, es war tatsächlich wie Senhor Nunés erklärt hatte, die Bäume mussten nur angeritzt werden und schon lief der Kautschuk in die bereitgestellten Behälter, einfacher konnte man nicht sein Geld verdienen.
Inhalt
Großes Lob an deinen Spieler.
War eine schöne Runde von dir bzw euch und dieses Protokoll zum Abschluss bzw JagdreiseBericht ist einfach die Krönung. Gerne mal öfter den Einsatz deiner Spieler
Chappeaux