Der Commodore 64 (C64) – IT Nostalgie

Wann genau der Brotkasten, wie der klobige Commodore 64, bzw. C64 scherzhaft auch genannt wurde, zu uns ins Haus gekommen ist, kann ich nicht mehr genau rekonstruieren. Aber irgendwann zwischen 1983 und 1985 muss es wohl gewesen sein, als mein Vater sich dieses Hightech Gerät zulegte. Wie für viele andere auch, war dies der erste Computer, mit dem ich in Berührung gekommen bin und der eine ganze Generation geprägt, aber auch schon gespalten hat.

Mit dem Commodore 64 möchte ich eine neue, unregelmäßige Beitragsreihe in diesem Blog starten und ein wenig in nostalgischen Erinnerungen schwelgen, denn damit sind rund dreißig Jahre IT, oder EDV (elektronische Datenverarbeitung), wie das damals noch geheißen hat, verbunden.


COMMODORE 64 BASIC V2

READY.

und direkt darunter ein weiß blinkendes Kästchen auf blauem Hintergrund waren das, was der C64 einem auffordernd entgegenwarf. Dabei muss angemerkt werden, dass die blaue Farbe noch längst nicht für jeden sichtbar war, denn war der Commodore 64 wie bei uns an einem alten, kleinen, schwarz-weiß Fernseher mit Drehknöpfen für die Kanalauswahl angeschlossen, musste man sich mit diversen Grautönen abgeben. Das erste mal, als der Computer dann an einem Farbfernseher angeschlossen wurde, erschien  dann wie ein Wunder.

64 KB Arbeitsspeicher brachte die Plastikkiste mit den dicken, dunkeln Tasten im Inneren mit sich. Nur ein knappes Zehntel dessen, was später einmal ein anderer, geschäftstüchtiger Computerpionier als für alle Zeit ausreichend bezeichnen sollte – eine Aussage, der er schnell Lügen gestraft wurde. Zum Vergleich: Ein heutiger moderner PC kommt mit mindestens 8 GB (= 8.388.608 KB) RAM daher und ist dann für aktuelle Spiele teilweise nur bedingt geeignet. Sogar Grafikkarten bringen heutzutage schon das 16.000 fache an Speicher mit.

Das Titelbild dieses Blogs hätte bereits die Hälfte des verfügbaren Arbeitsspeichers des C64 verschlungen. Doch mit seinen nur 16 darstellbaren Farben wäre der Commodore 64 auch so nicht in der Lage gewesen etwas damit anzufangen.

Doch was konnte man mit dem Homecomputer denn dann anfangen?

BASIC

Von sich aus verstand der C64 die Kommando und Programmiersprache BASIC (Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code, etwa: universelle symbolische Befehlssprache für Anfänger). Die Programmiersprache hielt insbesondere hinsichtlich der Einfachheit Wort. Zeile für Zeile konnte man Programmcode eingeben und musste jede Zeile auch mit einer Zeilennummer angeben.

10 REM --- EIN SIMPLES BASIC CODEBEISPIEL ---
20 FOR I=1 TO 10
30 PRINT I;
40 NEXT I
50 GOTO 10

Hatte man sich vertippt oder wollte man etwas verändern, konnte die Zeile einfach mit derselben Zeilennummer einfach neu eingegeben werden und die vorhergehende Fassung wurde überschrieben. Im Beispiel oben habe ich bereits die damals üblichen Zehnerschritte zwischen den einzelnen Programmzeilen verwendet. Dies hatte einen einfachen Grund, denn hatte man eine Zeile vergessen, oder wollte noch etwas hinzufügen, so war dies bei direkt aufeinanderfolgenden Zeilennummern (1, 2, 3,…) nicht möglich, ohne dass alle nachfolgenden Programmzeilen neu (mit neuer Zeilennummer) eingegeben wurden. Eine Lektion, die ich schnell gelernt habe.

Gelernt habe ich am C64 auch so viel, denn fertige Programme oder Computerspiele waren damals dünn gesät. Heiß begehrt waren da die Computerzeitschriften, in denen Seitenweise Programmcode abgedruckt war, den man dann abtippen konnte um letztlich dann ein nettes, kleines Spiel auf dem C64 zu haben. Dies war übrigens der Weg, wie ich im Alter von um die 13 Jahre Programmieren gelernt habe: durch fertigen Programmcode abzutippen und dabei nachzuvollziehen, was die einzelnen Zeilen überhaupt aussagen.

Der Startbildschirm des Commodore 64
Der Startbildschirm des Commodore 64

BASIC selber hat nur bedingt das Zeitalter des Commodore 64 überlebt. Zwar gab es einige Nachfolger auf dem PC (die lästigen Zeilennummern sind entfallen) und mit Visual Basic fristet die Sprache in Microsoft Produkten als Skriptsprache fort. Als vollwertige Programmiersprache wurde BASIC rasch von Pascal, C, C++ und Java mit ihren Compilern überholt.

Lästig bei der Abtipperei aus den Zeitschriften waren natürlich die unvermeidlichen Tippfehler. Eine Errungenschaft war dann ein kleines Hilfsprogramm, das einmal abgetippt und gestartet im Hintergrund lief und nach jeder Programmzeile eine Prüfsumme in der rechten oberen Ecke des Bildschirms ausgegeben hat. Diese konnte man mit der im Heft hinter jeder Zeile angegebenen Prüfsumme vergleichen und so frühzeitig Fehler erkennen.

Datasette und Floppy

Erwähnen sollte man noch, dass der Commodore 64 keine Festplatte oder anderen Permanentspeicher hatte. Programme konnte man nur auf einer sogenannten Datasette und deutlich später dann auch auf einer Floppy-Disk speichern. Die Datasette war nichts anderes wie ein Kassettenrekorder für den C64, der die seinerzeit handelsüblichen Kassetten genutzt hat. Ausgestattet war die Datasette mit einem mechanischen Zählwerk, so dass man den Startpunkt eines Programms durch vor- und zurückspulen des Bandes ermitteln konnte. Lästig, wenn man vergessen hatte die Kassette zurück zu spulen und das Zählwerk auf null zu stellen.

LOAD "SUMMERGAMES"

Doch immerhin konnte man nun endlich Programme speichern und sogar tauschen. Der große Austausch von Computerspielen konnte beginnen, denn nach und nach gesellte sich der Homecomputer in immer mehr Haushalte. Wer allerdings die vermeintliche Musikkassette in einen herkömmlichen Kassettenrekorder abspielte, erlebte sein akustisches Wunder.

Irgendwann nahm dann ein anderes Gerät neben dem C64 Platz: Die Floppy. Den Namen erhielt dieses Gerät von den flachen, wabbeligen Kunststoffscheiben, den Floppy-Disks. Viel später wurden diese dann auch eingedeutscht und erhielten dann den Namen Diskette, der auch über ein Jahrzehnt im Zeitalter des PC’s noch erhalten blieb. Doch anders als beim PC waren die Disketten sogar noch zweiseitig benutzbar, mussten also je nachdem umgedreht werden. Das war ein kostensparender Trick, den auch zu PC Zeiten noch nicht jeder kannte. Aber dazu vielleicht in einem anderen Beitrag mehr.

Die Floppy-Disk für den Commodore 64 war 5,25″ (Fünfeinviertel Zoll) groß und bot für damalige Zeiten unermesslich viel Speicherplatz. Die Ladezeiten von Programmen reduzierten sich erheblich und auch die nervige Suche mit dem Zählwerk entfiel.

LOAD "WINTERGAMES", 8, 1

Spielen

Die normale Benutzeroberfläche des C64 war rein textbasiert. 40 Zeichen in der Breite und 25 Zeilen konnten so dargestellt werden. Doch in einem hochauflösenden Modus lieferte der Commodore 64 auch 400×320 Pixel, was nur geringfügig mehr als das kleine Bild des Startbildschirms auf dieser Seite entspricht. Doch für die Spiele unserer Zeit war das mehr als ausreichend. Ob Donkey Kong, Summer Games, Winter Games, Mad Max oder gar das äußerst anspruchsvolle Elite, eine Reihe an klobigen Joysticks haben am Commodore 64 ihr Leben gelassen.

Winter und Summer Games waren heiß begehrte Spiele, die den olympischen Spielen nachempfunden waren. In verschiedenen Disziplinen konnte man sich messen, wobei dies regelrecht in einer Vergewaltigung der Joysticks ausartete. Die Bewegungen der Figuren auf dem Bildschirm waren an Dreh- oder Kippbewegungen des Joysticks gekoppelt und so lief der Sprinter besonders schnell ins Ziel, wenn man den Joystick verkehrtherum hielt und ihn wie wild seitwärts rüttelte.

Viele andere Spiele waren damals nicht anders als heute, Shooter. Allerdings keine Ego Shooter, sondern klassische Arcade Spiele, wie man sie auch aus den in den Spielhöllen stehenden Spielecomputern her kannte, oder Jump&Run Spiele. Ein Raumschiff am Bildschirmrand schießt auf Ufos, ein Affe klettert über Leitern einige Ebenen empor oder ein Auto muss auf dem von oben nach unten scrollenden Bildschirm Hindernissen ausweichen. Es gab allerdings auch Knobelspiele in denen eine stetig wachsende Schlange durch ein Labyrinth gelotst werden musste oder Text-Adventures in denen (zumeist wie bei fast allen Spielen damals) in englischer Sprache Befehle wie “Go north”, “Open door” oder “Attack Ghost” eingegeben werden mussten. Viel spannender fand ich allerdings Maniac Mansion und ZakMcKracken, die Vorläufer der Point&Click Adventures, voller Ironie, Rätsel und Stoff für viele Unterhaltungen auf dem Schulhof und immerhin zwei Spiele, die es auch wie der C64 immer wieder einmal zu einem Revival auf einer neuen Plattform geschafft haben.

Dennoch, was mich betrifft, kamen die Spiele zu spät in unser Haus, denn viel mehr faszinierte mich die Beherrschung der Maschine im Sinne der Programmierung. PEEKs und POKEs gingen dem Homecomputer richtig ans Eingemachte. Bei dem Versuch eines Programms mit Tonausgabe haben wir dann sogar den Soundprozessor ins Jenseits befördert. Ungläubig haben wir uns angestarrt. Vom Glauben beseelt, das Software niemals Hardware beschädigen kann, wurde unser Programm dann sogleich auf einen anderen C64 überspielt. Auch aus dieser Maschine kam nie wieder ein Ton…

Office

Mitte der 80er kam dann auch eine grafische Benutzeroberfläche für den Commodore 64 auf den Markt: GEOS. Mit ihr versuchte man wohl den Commodore gegen die vermehrt aufkommenden Personal Computer fit zu machen. Es gab damit nun ein Textverarbeitungssysteme mit dem man leidlich Briefe verfassen konnte und diverse andere kleine Office Anwendungen.

Drucken konnte man mit dem C64 natürlich auch, wenn man über einen entsprechenden Drucker verfügte. Bei uns fand ein Thermodrucker mit Endlospapier seine Heimat. Das Drucken war allerdings ein kostspieliges Unterfangen, vor allem mit Thermodruckern, bei denen die Farbe von einem Band durch Wärme auf ein Papier übertragen wurde. War das Band einmal durchgelaufen, konnte man die Druckausgabe auf dem Band ebenfalls ablesen, denn die Tinte fehlte an den entsprechenden Stelle in Form der Buchstaben. Mit etwas Mühe konnte man das Band noch einmal zurückspulen und noch einmal verwenden, doch das Schriftbild litt unter den stellenweise fehlenden Farbpartikeln gewaltig. Dafür war das Schriftbild sehr schön und der Drucker im Vergleich zu den ebenfalls gängigen Nadeldruckern äußerst leise.

Spätestens mit dem Nachfolgemodell des Commodore 64, dem Commodore 128 und dem Commodore Amiga, entbrannte dann der Konkurrenzkampf unter den Homecomputern. Aber sowohl Commodore wie auch Atari mit seinem (natürlich nicht kompatiblen) Modell Atari ST haben das Eintreten des IBM kompatiblen PC’s am Markt nicht überlebt. Der C64 trägt aus meiner Sicht aber immerhin den Nostalgie Sieg davon und nicht selten tauchen wieder neue C64 Emulatoren (Programme, die auf dem PC einen C64 simulieren) oder gar komplette C64 Nachbauten, die in einem Joystick passen (so einer müsste noch bei mir im Keller liegen) auf und lassen das Flair von damals wieder aufleben. Allerdings nur für kurze Zeit, denn die Klötzchengrafik ist auf heutigen Fernsehern oder Flachbildschirmen nicht länger auszuhalten als die Geräusche, die wir damals Musik nannten (bis der SID hinüber war) auszuhalten.

Im Netz (das es damals so nicht gab, geschweige denn, dass man es über den C64 einsehen konnte) finden sich nach wie vor allerhand Beiträge und Fanseiten zum Commodore 64 und ein ganzes C64 Wiki.

Wie sind eure Erfahrungen mit und Erinnerungen an den guten alten Commodore 64? Was habt ihr gespielt, programmiert oder anderweitig mit ihm angestellt? Hat gar vielleicht noch jemand ein solches Gerät funktionsfähig im Einsatz? Ich freue mich über Kommentare!

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