Bei dem Schnitt einer meiner Podcast Folgen war das Rohmaterial eines Teilnehmers mit einem konstanten und deutlichen Brummton belegt. Die Qualität der zweistündigen Aufzeichnung war dermaßen miserabel, dass ich in Erwägung gezogen habe, die qualitativ schlechtere, aber brummtonfreie Liveaufnahme des Streams zu verwenden. Mit ein wenig Tüftelei konnte das Brummen dennoch vollständig aus der Aufnahme beseitigt werden.
Daher zeige ich in diesem Beitrag, wie mit Audacity ein Brummen aus einer Tonaufzeichnung entfernt werden kann.
Brummen entfernen
Brummen in einer Tonaufzeichnung entsteht in der Regel durch schlecht abgeschirmte oder verlegte Kabel. Die Wechselstromfrequenz von 50-60 Hz ist für das menschliche Ohr als tiefer, konstanter Brummton wahrnehmbar. Im Gegensatz zum Rauschen, ist ein Brummen in der Regel auf einige wenige Frequenzen im unteren Bereich beschränkt.
Der Brummton kann nicht selten auch über die Rauschentfernung beseitigt werden. Der Weg, den ich hier vorstelle, ist möglicherweise weniger selektiv, hat aber zu einem sehr guten Resultat geführt.
Brummen entfernen bei Audacity
Mein Ansatzpunkt in Audacity war die Anwendung eines Filters. Es wird in der Regel zwischen einem Hochpass- und Niederpass-Filter unterschieden, je nachdem, ob nur die hohen oder tiefen Frequenzen erhalten bleiben sollen. Da der Brummton ein tiefer Ton ist, habe ich den Hochpass Filter (High Pass Filter) zum Einsatz gebracht.
In Audacity findet man die beiden Filter im Effekt Menü. Im sich nun öffnenden Dialog kann man dann die Frequenz eingeben, unterhalb der (, bzw. oberhalb der) alles ausgeblendet werden soll. Mit dem Vorhören Button kann man die Einstellung testen, bis man mit dem gewählten Parameter zufrieden ist.
Für das klassische Brummen reichte in meinem Fall eine Cutoff Frequenz von ca. 180 Hz. Es ist sinnvoll sich vor den Einstellungen im Dialog einen einen Ausschnitt der Aufzeichnung durch markieren auszuwählen, der eine Phase des reinen Brummtons sowie einer Phase mit gewünschtem Ton beinhaltet, so dass man sich diese beiden Teile beim Vorhören anhören und das Resultat prüfen kann.
Nach Entfernen des Brummtons wird dann vermutlich noch die Rauschentfernung nützlich sein.
Brummen entfernen bei REAPER
Auch REAPER bietet entsprechende Filter im FX-Menü des jeweiligen Tracks. Das benötigte Plugin lautet dabei “RBJ Highpass/Lowpass Filters”.
Ich hatte den Brummton bereits in Audacity erfolgreich entfernen können, doch den Filter im Nachgang in REAPER auch noch einmal gesucht, getestet und für gut befunden. Faktisch erscheint mir im Nachgang die Verwendung des ReaFir Plugins zur Beseitigung des Brummtons als mindestens ebenso gut geeignet, zumal er auch zugleich das Rauschen aus der Aufnahme entfernt hat. Allerdings kann bei entsprechend unglücklich gewähltem Analyseabschnitt der gewünschte Ton verzerrt werden – es sind halt nach dem Filtern einige Frequenzen reduziert bis beseitigt.
Dennoch kann es Sinn machen auch nur den Highpass oder Lowpass Filter auf die Aufzeichnung anzuwenden. Der Dialog zur Einstellung ist in REAPER etwas umfangreicher als bei Audacity, da beide Filterarten in einem Plugin enthalten sind. Damit kann man den gewünschten Frequenzbereich in einem Schritt komplett (von oben und unten her) beschneiden. In meinem Brummton Fall reichte die Eingabe des Werts 180 Hz in das Feld HPF (für Highpass Filter). Lässt man im Hintergrund die Aufzeichnung abspielen, hört man auch sogleich den Effekt des veränderten Filterparameters.
Die Grafik zur rechten zeigt das Frequenzspektrum an einer markanten Stelle. Die rote Kurve ist der von mir im ReaFir Plugin ermittelte selektive Filter und repräsentiert die Störgeräusche. Im linken Bereich (tiefe Frequenzen) sind die Werte durch den Brummton sehr hoch, nahezu so stark, wie die Spitzen (Peaks) der gelben Kurve, die die erwünschten (und nach dem Filtern resultierenden) Sprachfrequenzen wiederspiegeln. Zwischen den tiefen Frequenzen der Sprache und dem Brummton gibt es eine Überschneidung, so dass durch den Filter der Ton des Sprechers auch beeinträchtigt wird. Hier muss also ein wenig Fingerspitzengefühl an den Tag gelegt werden um das Brummen zu beseitigen, den Klang der Stimme jedoch nicht zu sehr zu verändern. Das Rauschen in der Aufzeichnung war ebenfalls sehr stark, weswegen die rote Kurve über das gesamte Frequenzspektrum, also auch jenseits der 180 Hz, mit erhöhten Werten zu sehen ist.