Warum ich Camping nicht mag

Zugegeben, Camping hat seine schönen Seiten, wenn man jung, naturverbunden oder knapp bei Kasse ist. Doch für mich, der näher an der zweiten Lebenshälfte angekommen ist, ist ein gepflegtes Hotel immer wieder die bevorzugte Wahl um seinen Urlaub zu verbringen. Warum dies so ist? Ich versuche dies in acht einfachen Punkten kurz zu erläutern.

Regen

Am Wetter kann man bekanntlich nichts ändern, sondern sich nur darauf passend einrichten. Egal, ob man nun mit einem Zelt oder einem Plastikgehäuse (Wohnwagen, Wohnmobil oder Mobilheim) befindet, wenn es regnet wird es erst gemütlich, dann sehr ungemütlich. Gerade bei einem Zelt zeigt sich, dass kein Material der Welt auf Dauer Feuchtigkeit widerstehen kann und spätestens nach einem Regentag wird es nass. Alle Kleidungsstücke, Decken und Handtücher werden klamm bis feucht und riechen schon bald muffig.

Doch selbst wenn man die Wassermassen aus der mobilen Behausung fern halten kann, so ist jeder Schritt in die Außenwelt zunächst mit einem Schlammbad verbunden. Der Rasen (so es denn einen nennenswerten gibt, ist aufgeweicht und glitschig. Oder der Boden (durch die Dauerbelastung von Campern zwischenzeitlich vollständig bis zum Erdkern verdichtet) gleicht einer Seenlandschaft, die bestenfalls mit einem Kanu sicher überquert werden kann.

Mücken

Für den Fall dass es nicht dauerhaft regnet sind Campingplätze in der Regel nahe an Flüssen, Seen oder anderen Gewässern gelegen. Damit ist ausreichend Feuchtigkeit für eine andere Plage gegeben: Mücken, Schnaken und andere Blutsauger. Unter einem halben Dutzend juckender Beweise, dass DEED und Citronella doch nicht wirken, kommt man am Tag nicht davon. Die Abendgestaltung gleicht damit einem Tennismatch und artet im wahrsten Sinne des Wortes in ein Hauen und Stechen aus. An eine Nachtruhe ist dann durch das Jucken oder nervtötende Summen auch nicht mehr zu denken. Optisch ansprechend sind dann die zwischenzeitlich entzündeten Stellen am Folgetag auch nicht wirklich.

Ameisen

Eine andere Plage sind Ameisen. Diese lieblichen und besonders nützlichen Insekten können nun wirklich nichts dafür, dass der zugewiesene Zeltplatz genau auf deren Haupteingang gelegt wurde. Während in einem Hotelzimmer täglich gewischt oder gesaugt wird und die Biester sich nicht die Mühe machen brauchen hier auf Nahrungssuche zu gehen, ist im Zelt oder Wohnwagen, vor allem wenn dort gekocht wird oder Getränke gelagert werden das Paradies auf Erden. Wen wundert es da, dass scheinbar die ganze Kolonie ihre eigene Behausung aufgibt und lieber direkt mit in das Zelt einzieht – der Weg in das heimische Höhlensystem ist durch die Zeltplane ja eh verbaut.

Abwaschen

Wo gekocht und gegessen wird, da muss auch abgewaschen werden. Alleine schon um die Zahl der Ameisen in Griff zu halten. Während hier ein Wohnwagen oder –mobil noch den Komfort der eigenen eingebauten Küche und des eigenen Spülbeckens mit sich bringt, schleppt der Hardcore Zeltbewohner sein gesamtes Küchenequipment drei Mal am Tag von seiner Behausung zum Gemeinschaftsspülbecken und zurück – natürlich bei jedem Wetter und daher insbesondere über die schlüpfrige Seenlandschaft, die er Regen (s.o.) hinterlassen hat.

Daheim habe ich eine Spülmaschine und empfinde dies nach wie vor als positive Errungenschaft der Zivilisation und eine enorme Entlastung. Warum in aller Welt im Urlaub nun unbedingt auf diesen umweltfreundlichen Komfort verzichtet werden muss, leuchtet mir nicht ein.

Duschen

Ja, ich bin ein Warmduscher und der Tag beginnt für mich nur dann erfolgreich, wenn ich genüsslich eine Weile warmes Wasser über meinen Körper habe perlen lassen. Warm ist dabei eher in die Richtung heiß zu verstehen und hat nichts mit dem gegebenenfalls lauwarmen Regen zu tun, dem man auf dem Campingplatz ausgesetzt sein kann. Ja, Wasser ist ein kostbares Gut und ich verstehe, dass man durch Münzeinwurf den Verbrauch etwas reglementieren möchte, aber warum hört das Wasser (im Idealfall natürlich nur das warme) immer in dem Moment zu fließen auf, wenn man sich gerade vollständig eingeseift hat? Und wer ist auf die Idee gekommen den Münzeinwurf außerhalb der Dusche anzubringen, so dass man nun schamponiert, nackt und auf einem kalten, rutschigen oder total verdreckten Boden zu dem Kasten hüpfen muss, nur um dann festzustellen, dass man keine passenden Münzen mehr dabei hat.

Zwischenzeitlich haben dann auch die in den dauerbeleuchteten Gemeinschaftsduschen allgegenwärtigen Mücken und Schnaken ihr nächstes Opfer ausgemacht und habe freie Auswahl in welches Körperteil sie ihren Saugrüssel stecken wollen.

Gepäck

Nirgendwohin nimmt man mehr Gerümpel mit als zu einem Campingurlaub. Die Plackerei beginnt also schon vor der Erholung. Es muss der ganze Hausstand mitgenommen werden, teilweise muss dieser zuvor auch noch einmal separat angeschafft werden, denn als Campinggeschirr kommt ja nur Plastikgeschirr in Frage. Soviel zum Thema naturnah und umweltbewusst.

Und da man weder richtig waschen noch trocknen kann, wird auch mehr Kleidung in Reserve benötigt. Nass und von Schlamm bedeckt wird es durch den Regen allemal und da man sich auf jede Witterung einstellen muss, sind auch die dicken Wintermäntel mit dabei.

Was man aber nicht mitnehmen kann, sind die ganzen elektronischen Geräte. Einen Safe gibt es im Zelt nicht und über Strom braucht man auch nicht nachzudenken. (Und wenn der Wohnwagen doch mit Strom ausgestattet ist, dann gilt hier das gleiche wie bei den Duschen: gerade wenn man den Strom vermeintlich wirklich braucht, muss man auf dem Öko-Campingplatz raus in den Regen und wieder eine Münze nachwerfen, die man zu dieser Stunde weder hat, noch irgendwo wechseln kann.)

Kälte

Nachts ist es bekanntlich kälter als Draußen. Das gilt für Camper ganz besonders. Es gibt eigentlich nur zwei Temperaturzustände: zu warm oder zu kalt. Hat man einen schönen sommerlichen Tag erwischt, ist es in der Nacht so schwül, dass der Schlaf etwas Besseres zu tun hat und einen weiten Bogen um den Schlafsuchenden macht. Oder es ist in der Nacht so kalt, dass sich selbst im für arktische Temperaturen ausgelegten Schlafsack Eiszapfen bilden und der Schlaf bei dieser Witterung auch nicht ins Freie und damit auf den Campingplatz treten mag. So durchgefroren und übernächtigt wankt man dann bei Tagesanbruch – das um gefühlt zwei Uhr einsetzende Gezwitscher der Vögel löst zwischenzeitlich das Gezirpe der Grillen ab und gibt einem eh keine Chance auf Schlaf – zu den Gemeinschaftsduschen nur um dann festzustellen, dass dort das heiße Wasser schon aus oder noch lange nicht bereit ist.

Schieflage

Der Campingplatz in freier Natur ist natürlich auch naturbelassen. Also abgesehen davon, dass die Flächen durch die Dauerbenutzung zwischenzeitlich hart wie Granit sind, sind diese dafür aber immerhin uneben, aber in jedem Falle schief. Festgestellt wird dies erst in der Nacht, wenn alle anderen Mitbewohner auf einem drauf liegen, da man natürlich ausgerechnet die niedrigste Stelle für seine Bettstatt ausgewählt hat. Auch das Essen bleibt nicht auf dem Teller und dieser nicht auf dem Tisch, alles folgt den Gesetzen der Schwerkraft und bewegt sich in die Niederungen.

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