Heaven & Ale
Heaven & Ale
Der Abend war schon weit fortgeschritten und dennoch griffen wir zu einem eher komplexen Spiel. Alleine das durchsortieren des Spielmaterials und der Aufbau von Heaven & Ale machte uns zunächst sehr skeptisch. Glücklicherweise fand sich ein Supporter, der uns bereitwillig das Spiel näher brachte, wenngleich Ralf und ich irgendwann einen weiteren skeptischen Blick austauschten, der besagte: “Hast Du das alles jetzt verstanden und glaubst Du, das war eine gute Wahl?”
Doch wir haben uns keine Blöße gegeben und ans Bierbrauen gemacht. In Heaven & Ale simuliert jeder Spieler abstrakt ein mittelalterliches Kloster, in dem das himmlische Gebräu produziert werden soll. Dem Reinheitsgebot entsprechend dürfen natürlich auch nur vier Zutaten verwendet werden (Wasser, Hopfen, Gerste und Hefe), die es zunächst auch zu erwirtschaften gilt. Doch bevor diese Güter zur Herstellung verwendet werden können, muss zunächst Geld erwirtschaftet werden um hiermit die Felder zu bestellen und Gebäude errichten zu können.
Die Spielfiguren laufen auf einer Tafel mit Warenplättchen, Wertungssteinen und Mönchen im Kreis herum und haben so freie Auswahl an diesen Materialien. Doch obacht: Der Einkauf kostet Geld, das sehr knapp ist, überschrittene Felder kann man in dieser Runde nicht mehr erreichen und hat man die Einkaufsrunde als erster beendet, muss man geduldig warten, bis die anderen Spieler ebenfalls gemütlich angekommen sind.
Die gekauften Rohstoffe werden auf dem Spielfeld in Hex-Feldern abgelegt, entweder auf der Nacht-Seite (um Geld zu erwirtschaften) oder auf der Tag-Seite (um Rohstoffe zu produzieren). Umschließen sechs Plättchen ein Feld, kann das freie, mittlere Feld mit einer Scheune bebaut werden, die in Abhängigkeit der Punktzahl entscheidend dafür ist, wie viele der umliegenden Plättchen für die Geld, bzw. Rohstoffwertung herangezogen werden können. Ein zunächst undurchsichtiges und wenig eingängiges Konzept, das man allerdings schnell begriffen und durchschaut hat.
Alternativ zu den Rohstoffplättchen, kann man auch einen der wenigen Mönche “kaufen” und auf eines der Hex-Felder platzieren. Der Mönch hat den Vorteil, dass er alle umliegenden Rohstoffmarker für die Punktewertung anzapfen kann und damit erheblich ertragreicher ist, als ein einzelnes Rohstoffplättchen.
Die Wertungsmarker erlauben eine Zwischenwertung in unterschiedlichen Kategorien vorzunehmen. Hierbei gilt es zwei gleiche Mönche zu haben oder eine bestimmte Anzahl an hochwertigen Rohstoffmarkern, etc. Hat man wiederum zwei zusammengehörende Kategorien erfolgreich auswerten können, gibt es neben den Siegpunkten auch noch Bonusmarker …
Nach vier Runden endet das Spiel für zwei Spieler und was zu Beginn recht komplex wirkt, ist schon in der zweiten Runde ins Blut übergegangen und spielt sich flüssig. Zuvor getätigte Fehler rächen sich nun, vor allem, wenn dann auch noch der Gegner einem das entscheidende Rohstoffplättchen just vor der Nase wegschnappt.
Zum Finale hin müssen nun die Marker für die vier Rohstoffe auf der Zählleiste emporgebracht werden und entscheidend für die Produktion des Bieres (und damit die Siegpunkte) ist natürlich der Rohstoff, von dem man am wenigsten auf Lager hat. Glücklicherweise kann man die Überproduktion in den anderen Rohstoffen zu einem variablen Kurs umwandeln.
Mein Fazit: Heaven & Ale ist ein taktisches Spiel, bei dem man wie auch bei Azul das Spielfeld des Gegners genau im Blick haben sollte. Doch die Strategie für die eigenen Ländereien sind schon komplex genug, dass dieser Blick auf des Nachbars Felder eher selten passiert. Etwas Schade fand ich die wenig intuitive Umsetzung, wenngleich der sich im Spiel langsam wechselnde Spielstil – erst Geld scheffeln, dann Rohstoffe sammeln und die würfellose Spielmechanik seinen Charme hatte. Dazu ist erfreulich, dass das erwirtschaftete Geld und Überproduktionen am Ende doch noch Wert haben, also zu den Siegpunkten in der ein oder anderen Form hinzugezählt werden. Die vielen Spielsteine sind der übliche Fluch und Segen und behindern einen schnellen Spielstart, jedoch ist dies auch bei anderen Spielen der Fall.
Nominiert wurde das Spiel für den Preis zum Kennerspiel des Jahres, den dann aber das deutlich einfachere Die Quacksalber von Quedlinburg erhalten hat. Als Kennerspiel wäre meines Erachtens Heaven & Ale von beiden Spielen eher durchgegangen.
In Summe bin ich allerdings in meiner Meinung über Heaven & Ale noch etwas unentschlossen. Das Spiel hat überraschend Freude bereitet (nicht nur, weil ich – auch hier – punktemäßig Ralf weit hinter mir gelassen habe) und die anfängliche Komplexität recht schnell verblasst ist. Die fehlende Intuition (und meine Abneigung gegen den Gerstensaft) führen aber letztlich wohl dazu, dass es nicht auf meine Einkaufs- oder Wunschliste landet.
Heaven & Ale von eggertspiele ist geeignet für 2 bis vier Spieler, und bereits ab ca. 35 € erhältlich .
Inhalt
Hinweise: Bei mit
Mythos Tales dürfte doch schon im Handel sein, im Funtainment stand es bereits vor 1 Woche im Regal. Nix mit Dezember. ;)
Hallo Tom,
das liegt wohl an der Vertriebsstrategie von Pegasus bei der die Premium Stores zunächst bedient werden und der Vertrieb dadurch erst ausschließlich über diesen ausgewählten stationären Handel erlaubt zu sein scheint. Ich habe eben noch einmal nachgesehen und weder bei Amazon, Spiele-Offensive, Pegasus’ eigener Onlineshop noch auf den Webseiten von Funtainment ist es (im Versand) zu haben. Da steht entweder “ab Ende Dezember” oder “Online Versand ab 1.1.2019”.
Wer also so einen Shop um die Ecke hat, kann dann wohl tatsächlich jetzt schon zulangen … Kann man gut heißen, kann man aber auch nicht ;-)