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Bild: © Gerd Altmann / Pixabay.com

Wochenpost 2019-24: Gewitterschmerzen

Was für eine Meldung war das, die in dieser Woche die deutsche Rollenspielszene da erreicht hat: Der zweitgrößte reine Rollenspielverlag, der Uhrwerk Verlag, meldet Insolvenz an. Nach eigenen Aussagen durch ein überraschendes Ereignis, also nicht absehbar, und mindestens ebenso unerwartet war dies auch für alle anderen.

Ansonsten gibt es noch die anstehende NordCon, den deutschen Rollenspielpreis, ein frisch erschienenes Abenteuerhandbuch und den 75 Jahrestag des D-Days – über den ich jedoch hier nicht weiter berichte.

Uhrwerk Insolvenz

Der Uhrwerk Verlag ist rund 10 Jahre alt und wurde von Patric Götz gegründet und geführt. Groß geworden ist der Verlag mit dem DSA Ableger Myranor, doch längst hatte man sich von diesem System emanzipiert und eine ganze Reihe an kleineren Klassikern wie Space 1889, Hollow Earth Expedition, Deadlands, Dungeonslayers etc. in die Gegenwart gebracht und im Falle von Space 1889 auch wieder international verfügbar machen.

Doch auch Eigenentwicklungen hat der Uhrwerk Verlag im Programm, so das Ufo/Alien Rollenspiel Contact, das Low Fantasy System Malmsturm, aber auch besonders Splittermond, mit dem ein beliebtes System geschaffen wurde.

International konnten auch aktuelle Lizenzen gesichert werden, die dann in Crowdfunding Projekten vorfinanziert und umgesetzt wurden. Zu erwähnen ist an dieser Stelle sicherlich Numenéra, FATE, Achtung! Cthulhu, Coriolis, Mutant Year Zero, etc.

Der Erfolg des Verlags konnte an den Längenmetern gemessen werden, die die einfach gehaltenen, aber sehr gut besuchten Stände des Uhrwerk Verlags auf Cons und Messen benötigten. Zuletzt toppte der Verlag sogar den Branchenprimus Ulisses auf der SPIEL’18.

Zum 1. Juni 2016 kaufte der inhabergeführte Uhrwerk Verlag den Fantasy Verlag Feder und Schwert GmbH. Jetzt, nahezu exakt drei Jahre danach, ist für beide Verlage wohl nach eigener Aussage Schluss.

Die Solidarität in der Rollenspielgemeinde ist groß und am Tag der Bekanntgabe in dieser Woche formierten sich bereits Fans und riefen auf, durch den kurzfristigen Kauf von Produkten im Online Shop der Verlags Geld in die Kassen zu spülen und so vielleicht die Insolvenz abzuwenden, mindestens jedoch abzumildern.

Dem Aufruf schließe ich mich gerne an, habe auch selber beispielsweise meine Dresden Files Romanreihe “vervollständigt”, wenngleich ich – ohne genauere Details über die Hintergründe und den Umfang des Fehlbetrags, der zu dieser Insolvenz geführt hat, zu kennen – nur geringe Hoffnung habe, dass eine solche Rettungsaktion (mittelfristig) von Erfolg gekrönt ist, denn das nun ausgegebene Geld, würde in den kommenden Monaten das jetzt ggf. gerettete Unternehmen nicht mehr erreichen. Damit sind die Probleme aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Immerhin, die Unterstützung aus der Community ist so groß, dass das kleine Lager des Shops vor dem Wochenende schon leer war. Nachschub ist unterwegs, es kann also weiter eingekauft werden.

Wie dem auch sei, im DSA Forum gibt es den Aufruf mit einer Rezension oder einem “Liebesbrief” Werbung für den Uhrwerk Verlag zu machen. Und für Unterstützer (Käufer im Shop), ist auch noch ein Gewinnspiel drin.

Mit dem Uhrwerk Verlag, dem Verlag mit dem Zahnrad, verliert die Szene voraussichtlich einen äußerst engagierten, spielernahen und großartigen Verlag, der liebevolle und qualitativ hochwertige Systeme (zurück) an den Spieltisch gebracht hat und dessen Produkte auch in meinem Regal einen nicht geringen Anteil einnimmt. Die beliebte HeinzCon steht damit nun wohl auch vor dem aus. Die eigentlich in diesem Jahr erstmals geplante EulenCon wird nun in Eigenregie der Brettspielkiste und wohl unter einem neuen Namen realisiert werden. Verschiedene Kickstarter und Vorbestellungen sind auf der Kippe und liegen in der Hand der nun kommenden Insolvenzverwaltung. Wenn diese Projekte nicht mehr realisiert werden, ist auch davon auszugehen, dass das dafür eingezahlte Geld für die Vorbesteller, bzw. Crowdfunder verloren ist.

Ich hoffe, dass für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der beiden Verlage, die nun kurzfristig ohne Lohn, Brot und Perspektive sind, sich schnell eine Lösung auftut. Aber auch für den Inhaber, Patric Götz, der zumindest für den Uhrwerk Verlag voll haftend sein dürfte, die Insolvenz glimpflich ausgeht.

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