Sandy Petersens Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen

Es hat überraschend lange gedauert, bis das cthuloide Nachschlagewerk von Sandy Petersen auch in deutscher Übersetzung verlegt wurde. Nun ist es da, das Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen, das ein ganz besonderes Addon für das Cthulhu Rollenspiel darstellt. Kurz vor der RPC trudelte der Band mit 128 farbig illustrierten Seiten ein. Mal sehen, ob und wenn ja, wozu dieses wissenschaftliche Bestimmungsbuch taugt.

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Der von H. P. Lovecraft geschaffene Cthulhu Mythos umfasst eine große Zahl an gottartigen Wesen und übersinnlichen Kreaturen, schlichtweg Monster, die seine Werke und auch die darauf aufbauenden Spiele beseelen. Zahlreiche dieser Fantasiekreaturen sind von Lovecraft mit Namen versehen worden, die wahrlich akustisch kaum zu verbalisieren sind.

Sandy Petersen, der Autor des Call of Cthulhu Rollenspiels, hat diese Kreaturen in einem wissenschaftlich anmutenden Band in der Form eines Bestimmungsbuches zusammengetragen, das man so in der Bibliothek der altehrwürdigen Miskatonic-Universität in Arkham finden kann. Nach dem stimmigen Vorwort von Professor Carter und Einführungen in das Werk durch den fiktiven Autor Professor Fallworth (hier sogleich der erste entdeckte Schreibfehler im Namen des Professors, den man 1:1 aus dem Original übernommen hat), gliedert sich das Werk in zwei Teile. Im ersten Teil werden die Wesen des Cthulhu-Mythos beschrieben, wie man sie auf der Erde und im Kosmos antreffen kann. Der zweite Teil befasst sich dann mit den Wesen der Traumlande.

Die vermutlich interessantesten Abschnitte im Buch stellen die beiden Bestimmungsschlüssel dar. Dies sind Flussdiagrammen gleiche Entscheidungswege, mit denen man durch gezielte Fragen zu den potenziellen Kandidaten des Mythos geführt wird.

Ist das Wesen unsichtbar? Hat es Flügel? Läuft es auf zwei Beinen?

Ist man nach dem auf einer Doppelseite dargestellten Fragenkatalog zu einem Ergebnis gekommen, findet man dort nicht nur die Bezeichnung der Kreatur, sondern auch den Seitenverweis im Buch, wo sich jeweils nähere Informationen zu der cthuloiden Lebensform zu finden sind. Die Spezifikationen sind dabei für alle Wesen und Kreaturen auf jeweils zwei Seiten gleich aufgebaut. Ein Zitat aus einem lovecraftschen Werk leitet die Beschreibung der Kreatur ein. Es folgen Details zu Vorkommen, Verbreitung, Lebens- und Verhaltensweisen und sehr hilfreiche Unterscheidungskriterien zu ähnlichen Wesen.

Mehrere farbige Zeichnungen illustrieren die Beschreibung und stellen die Kreatur im Größenvergleich zum Menschen dar sowie verschiedene Stadien (jung bis alt). Nicht enthalten – und das mit Absicht –  sind allerdings spielrelevante Werte.

Damit wird dann auch schon ein Verwendungszweck dieses Werks deutlich. Dieser Band richtet sich wohl weniger an den Spielleiter, sondern ist mehr ein interessantes Handout, das Spieler in der metaphysischen Abteilung einer Bibliothek auftun können. Während der Spielleiter für gewöhnlich bestenfalls ein paar grobe Beschreibungen der auftretenden Monster abgibt, können die Spieler nun versuchen in diesem Nachschlagewerk eigene Recherchen anzustellen. Ob diese dann allerdings immer zutreffend sind und die von Professor Fallworth und S. Petersen zusammengetragenen Informationen darüber hinaus überhaupt hilfreich sind, steht auf einem anderen Blatt.

Den Abschluss bildet ein große Übersicht, auf der in einer Grafik diverse Wesen und Kreaturen im Größenvergleich zueinander abgebildet sind, sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Fazit

S. Petersens Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen ist ein hübsches Beiwerk für das Cthulhu Rollenspiel. Am Spieltisch kann es im Rahmen einer Kampagne schön eingebunden werden, wenngleich die Illustrationen mit gemischten Gefühlen zu betrachten sind. Während Lovecraft von zu detaillierten Beschreibungen absah um die Vorstellungskraft und den Horror im Kopf des Lesers wirken zu lassen, sind die Bilder hier möglicherweise zu festlegend. Immerhin weichen sie in der Regel von den Illustrationen in anderen Veröffentlichungen ab, so dass der Hinweis darauf, dass es sich um eine Zeichnung handelt, die jemand aus seinem Gedächtnis heraus geschaffen hat und nicht auf Basis eines vorliegenden Objekts angefertigt wurde, durchaus seine Berechtigung hat.

Daumenwertung 3 von 4
3 von 4
Bestimmungsschlüsseln

Das Werk ist insgesamt mit einem leichten selbstironischen Touch versehen, umfasst 53 Kreaturen und sollte in keiner Mythosjäger-Bibliothek fehlen. Preislich ist für 19,95 € erhältlich, was für das vollfarbige Werk im Hardcover durchaus fair ist. Die englischsprachige Fassung (S. Petersen’s Field Guide to Lovecraftian Horrors) ist in gleicher Aufmachung (Innenteil) preislich etwas günstiger auch bei DriveThruRPG erhältlichkommerzieller Link, allerdings macht dieses Werk nur als echtes “Handout” Sinn, ist dafür aber von der ersten Seite bis zum Buchdeckel für die Ingame Verwendung ausgelegt.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Würfelheld

    Hi,
    der erste Rechtschreibfehler kam ja schnell. Wie ist das übers Buch gesehen? Mehr schlecht als Recht, oder wars eine Ausnahme?

    Und Du schreibst was von “Ironie”. Wie weit ist diese ausgeprägt?

    Danke
    Würfelheld

    1. Man muss Pegasus zugute halten, dass der Fehler bereits im Original genau so zu finden ist. Heißt der Professor in der ersten Einführung Eiliphas Cordvip Fallworth, ist es dann in der zweiten Einführung Fallwonh. Da hat man sich halt einfach sehr genau an die Vorlage gehalten. Darüber hinaus sind mir keine großen Klopse aufgefallen, wobei ich derzeit auch noch nicht jeden Artikel gelesen habe.

      Die (Selbst-)Ironie findet sich primär in den Einführungen und im Literaturverzeichnis wieder und ist eher dezent, wenngleich vielleicht ein wenig störend. In einem “wissenschaftlichen” Werk über die Mythoskreaturen auf das Spiel CTHULHU zu referenzieren, unter anderem auf Bücher, die die Spieler üblicherweise nicht in die Hände bekommen, passt in meinem Sinne nicht. Aber wer liest schon Einleitungen und Literaturverzeichnisse.

  2. Würfelheld

    So wie es aussieht, hast Du die Einführung und das Literaturverzeichnis elesen :-)
    Damit bist Du nicht allein.

    Danke für den Artikel, ich schiebs mal auf den Wunschzettel, vllt findet es dann mal den Weg zu mir.

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