Patzertabelle: Schusswaffen

Im Karneval der Rollenspielblogs geht es in diesem Monat um Epic Fails und Darwin Awards im Rollenspiel. Vier Patzertabellen (Klettern, Schleichen, Schlösserknacken und Türöffnen sowie zur Zauberei) habe ich bereits dazu produziert. Eine fünfte Zufallstabelle soll mit diesem Beitrag publiziert werden.

Doch zunächst eine Anekdote von einer Spielrunde auf einer der diesjährigen Conventions.

Das Spielsystem ist Paranoia und wir sind ein gemischter Trupp an Troubleshootern der Sicherheitseinstufung rot. Für den Auftrag hat man uns entsprechend ausgestattet und immerhin auch jeweils ein Lasergewehr der Klasse rot zugeteilt. Nun stehen wir also in einem Labortrakt vor einer dicken Plexiglasschiebetür hinter der sich ganz offensichtlich zwei Gestalten äußerst verdächtig verhalten. Auf unsere Klopfzeichen und Rufe hin veranstalten die Beiden keinerlei Bestrebungen um uns Zugang zum Raum zu gewähren. Während ich als Teamführer also noch grüble und nach Möglichkeiten zum zivilen Öffnen der Türe suche, denkt sich einer der Kameraden: “Hey, wozu habe ich denn eine dieser tollen Laserwaffen bekommen? Lasst mich mal machen, ich sorge schon für Aufmerksamkeit und Beachtung.”

Also richtet er seine Laserwaffe nach oben und drückt ein paar mal ab.

Meine Vorstellung von der Funktion einer Laserwaffe ist eher mit Präzision und punktueller Energie verbunden, weniger mit akustischen und imposanten Effekten. Ich wurde eines Besseren belehrt!

Der Schütze traf sein Ziel (die Decke) und mein Versuch auszuweichen scheiterte kläglich. Der Laser durchtrennte in der Decke einen Stahlträger, der dann sogleich mit der Deckenverkleidung, viel Staub und Lärm effektvoll hinabschwang und den Teamleiter (ich) mit seinem Gesicht und enormer Kraft gegen die Plexiglastüre schmetterte. Von der Show waren die beiden Verdächtigen immerhin so weit angetan, dass sie kurzerhand die Schiebetür öffneten.

Zum Glück hatte ich noch ein paar Klone übrig…

Karneval der RollenspielblogsPatzertabelle Schusswaffen

Heute möchte ich noch eine Patzertabelle für den Schusswaffengebrauch nachlegen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Waffe versagt bei modernen Waffensystemen eher niedrig, aber kombiniert mit der Möglichkeit, dass auch der Schütze seine Aktion vergeigt, ist immer noch genug Potenzial übrig um einen kritischen Fehlschlag zu produzieren.

  1. Du schießt Dir in den Fuß! – Wahrlich und absolut der Redewendung entsprechend. Irgendetwas stimmt nicht mit der Waffe und als Du sie die näher betrachtest, löst sich dann doch endlich der Schuss… geradewegs in einen deiner Füße!
  2. Rohrkrepierer – Die Kugel bleibt im Lauf stecken, die Waffe ruckt mit gewaltiger Kraft nach hinten als die gesamte Energie, die in die Kugel gesteckt werden sollte, sich in der Waffe entlädt. Verletzungen sind nicht auszuschließen, auf jeden Fall ist die Waffe nun erst einmal hin.
  3. Gesichert – Das Ziel ist genau im Fadenkreuz, einatmen, ausatmen und dann sanft mit dem Zeigefinger ohne die Hand zu bewegen den Abzug durchdrücken… Der Abzug lässt sich jedoch nicht bewegen, der Sicherungsmechanismus ist (noch) eingerastet und ein Abfeuern der Waffe nicht möglich. Die Chance ist vertan, denn es kostet nun mindestens etwas Zeit.
  4. Achtung! Tiefflieger! – Ein Schwarm Spatzen oder eine sirrende, nervende Mücke hat den Schützen ins Visier genommen. Just in dem Moment, als der Schütze abdrücken will, starten die Tiere ihren niedrigen Überflug, bzw. den direkten Anflug auf das Gesicht, lenken den Schützen ab, der dadurch seinen Schuss gnadenlos verreißt.
  5. Taube Nuss! – Klack! Das ist das einzige Geräusch, was von der Waffe zu vernehmen ist, wo doch ein lautstarker Knall erwartet wurde. Ist die Patrone nass geworden? Wurde sie im Werk vergessen mit Schießpulver zu befüllen? Man wird es nie erfahren, in jedem Fall löst sich kein Schuss und zurück bleibt ein verdutzter Schütze.
  6. Autsch! – Das hat gezwirbelt. Plötzlich, wie aus dem Nichts hat sich der Nackenmuskel verkrampft und einen brennenden, stechenden Schmerz verursacht. Dem Schützen war es dabei nicht möglich einen Schuss abzugeben, oder wenn doch, dann ging er meilenweit daneben.
  7. Augen auf! – Noch einen kleinen Schritt näher heran, dann hat er die optimale Schussposition erreicht. Doch da er das Ziel nicht aus dem Auge lassen will, bemerkt er die Stolperfalle/den Nagel in der Wand nicht, an der/dem er hängen bleibt. Ob durch einen Sturz, oder vor Schmerz, die Waffe stellt einen Bodenkontakt her.
  8. Plopp! – Die Explosion der Treibladung ist verdächtig leise ausgefallen und klang eher nach einem Zischen oder einem Plopp. Die Kugel tritt auch nicht mit Schallgeschwindigkeit aus dem Lauf, sondern kullert eher langsam und fällt anschließend dem Schützen vor die Füße.
  9. Holla! – Der Schuss ging etwas früher, vor allem allerdings mit mehr Wucht los, als der Schütze erwartet hat. Die Waffe schnellt nach oben und wird dem Schützen noch einige Tage Schmerzen in Hand und Schultergelenken verursachen. Die Treffergenauigkeit hat sich für diesen Schuss halbiert und weitere Schüsse gehen ob der Schmerzen (und dem Respekt vor der Waffe) mit einem Malus einher.
  10. Kennedys Most Wanted – Was auch immer der Schütze treffen wollte, er hat wieder einmal bewiesen, dass die klassische ballistische Kurve nur in der Theorie zutreffend ist. Die Kugel verfehlt das Ziel, prallt an einem Objekt ab, verändert die Flugrichtung um das Opfer mit reduzierter Geschwindigkeit an einer anderen Stelle zu treffen, dort von einem Knochen abgelenkt wieder auszutreten und dem Schützen letztendlich selbst in den Fuß zu treffen.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. P. M. Apiarius

    Schöne Ideen für Schuss-Patzer. Sie machen auf jeden Fall deutlich, dass ein Patzer (im Gegensatz zu normalen Fehlschlägen) weniger das Unvermögen des Schützen betrifft, sondern mehr von ärgerlichen bis absurden Zufällen geprägt ist. Und sich diese dann auszudenken und sie zu beschreiben, macht wirklich Spaß (sowohl als Spieler als auch als Spielleiter).
    Generell finde ich, Patzer erzeugen die schönsten Spielszenen. In Bezug auf Schuss-Proben hab ich da auch eine Anektode im Kopf: Degenisis-Verfolgungsjagd. Plötzlich findet sich der verfolgte Apokalyptiker in einer Sackgasse wieder. Er dreht sich um, sein Verfolger steht direkt an ihm dran und drückt ihm das Gwehr in den Magen. Ein Klicken statt einem Knall, entgeisterte Blicke im Gesicht des Verfolgers: Ladehemmung! Filmreifes Glück.

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