Die Menschen haben sich im Weltall ausgebreitet und längst den Planeten Erde verlassen um sich auch außerhalb der Galaxis auf anderen Planeten niederzulassen. Doch bei all dem technischen Fortschritt ist die Menschheit hierdurch nicht friedfertiger geworden. Die intergalaktische Regierungsform ist eine Monarchie mit dem Regierungssitz auf dem Planeten Sparta. Man zählt mittlerweile das zweite Imperium und noch immer hat man nicht mit allen Kolonien des ersten Imperiums wieder Kontakt aufgebaut und muss noch so manch planetares Scharmützel gegen Rebellen austragen.
In genau dieser Zeit entdeckt man einen Flugkörper, der aus Murchesons Auge direkt in Richtung der Sonne unterwegs ist. Es bleibt nicht viel Zeit zur Vorbereitung und so wird ein Schlachtschiff entsandt um die Sonde abzufangen, von der man ausgeht, dass sie nichtmenschlichen Ursprungs ist. Der erste Kontakt zu einer “außerirdischen” Lebensform seit Menschengedenken!
Kommandant des Raumschiffs MacArthur ist der frisch beförderte Lord Roderick Blaine. In einem Waghalsigen Manöver birgt er die Sonde, doch die Wesen an Bord des fremden Schiffes sind längst nicht mehr am Leben. Dennoch ist die Aufregung unter den Wissenschaftlern groß und es wird kurzerhand eine Expedition unter der Leitung von Blaine zusammengestellt um die Heimat der fremden Lebensform im als Splitter in Gottes Auge bekannten Sternensystem aufzusuchen.
Dank äußerst fortschrittlicher Technologien lassen sich die Raumschiffe auf entsprechende Geschwindigkeiten bringen und unter Ausnutzung von Sprungpunkten schnell ans Zielgebiet bringen. Dort angekommen dauert es auch nicht lange, bis man tatsächlich Kontakt mit lebenden Wesen der fremden Spezies aufnehmen kann und ein gegenseitiges Beschnuppern und Kennenlernen stattfindet.
Extraterrestrial – Die Ankunft ist der erste von (je nach Lesart) zwei oder drei Bänden und bereits deutlich über 40 Jahre alt. Frisch von Jan Enseling übersetzt erscheint dieses Werk nun in einer Neuauflage im Mantikore-Verlag und lässt den Glanz vergangener Science Fiction Zeiten neu erleben. Technologisch ist das Alter dem Werk kaum anzumerken, politisch und den teilweise vermittelten Weltanschauungen nach fordert es immer wieder zu einem Stirnrunzeln. Eine Monarchie als Regierungsform mag vielleicht noch durchgehen (das haben auch andere Science Fiction Werke so gesehen), doch das Frauenbild der Menschen ist definitiv den 1960er Jahren entsprechend. Da hilft es auch nicht, dass eine sehr fortschrittliche Wissenschaftlerin als einzige menschliche Frau auf den beiden Expeditionsschiffen eingebaut wurde.
Titel | Extraterrestrial - Die Ankunft |
Autor | Larry Niven und Jerry Pournelle |
Originaltitel | The Mote in God's Eye |
Verlag | Mantikore-Verlag |
Seiten | ca. 600 |
ISBN-10 ISBN-13 | 3945493994 978-3945493991 |
Bestellen bei | Amazon |
Preis | 14,95 € |
Doch die Außerirdischen [ein merkwürdiger Begriff in einer Zeit, in der die Menschen selber schon nicht mehr auf der Erde leben] haben anders als die Menschen ihren Heimatplaneten noch nicht verlassen. Ihnen fehlen mindestens zwei entscheidende Wissensgebiete: Schutzschilde und (noch wichtiger) der sogenannte Alderson Antrieb mit dem die intergalaktischen Sprünge möglich sind. Diese beiden Geheimnisse versuchen die Menschen auch weiterhin vor den Splitterern verborgen zu halten.
Die Handlung wird sehr langsam erzählt. So bleibt viel Zeit für detaillierte Beschreibungen der Kulturen der Menschen im 24. Jahrhundert und der Splitterer nach der Ankunft der Menschen im Splitter System. Es dauert damit allerdings auch eine ganze Weile, bis aus der schönen, heilen Welt ein Konflikt hervorbricht und dem Roman endlich etwas Spannung bringt. Und selbst dann bleibt der Spannungsbogen nicht lange erhalten, bevor sich wieder lange Passagen anschließen, in denen ich als Leser nur bedingt nachvollziehbar mitgenommen wurde. Die Bezeichnung von Planeten und Städten erscheint ein wenig einfallslos, da in Extraterrestrial hierfür ausnahmslos irdische Ortsnamen verwendet werden.
Dieser erste Teil ist in sich vollständig abgeschlossen, öffnet aber genügend Pforten für eine Fortsetzung, die auch von den beiden Autoren existiert. Ein dritter Teil wurde ebenfalls geschrieben, jedoch nicht durch Niven und Pournelle.
Fazit
Insgesamt hätte das ursprüngliche Werk aus meiner Sicht eines ordentlichen Lektorats bedurft um gefühlt mindestens 30% zu streichen und einige handwerkliche Schwächen auszubügeln. Die Story ist vielversprechend, vor allem durch die erfrischend anders gelagerten Außerirdischen und die detailliert beschriebenen Motivationen. Die eigentlich überholten Weltanschauungen nimmt man des Alters des Werks wegen hin, zumal sie die Handlung nicht beeinträchtigen. Stelle ich mir am Ende dann die Frage, ob ich die Fortsetzung auch lesen möchte, bin ich unentschieden.Wer also einen sehr spannenden Science Fiction Klassiker mit viel Action sucht, wird hier sicherlich enttäuscht werden. Wer jedoch offen für (klassische) futuristische Erzählungen ist und möglicherweise auch mehr an dem Gedankenexperiment “wie könnte es sein, wenn wir den ersten Kontakt mit Außerirdischen haben” interessiert ist, wird mit Extraterrestrial - Die Ankunft ein passendes Werk finden.
Transparenzhinweis: Das vorgestellte Werk wurde mir im Rahmen meiner Lektoratstätigkeit für die deutschsprachige Übersetzung durch den Mantikore-Verlag zu Verfügung gestellt.
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Ich habe “Der Splitter im Auge Gottes” seit langem in meinem Bücherregal und es zählte lange zu meinen Lieblingsbüchern bis es etwas in Vergessenheit geraten ist. Das hatte vermutlich zwei Gründe: Zum einen habe ich gerne Seekriegsromane aus der Zeit der Napoleonischen Kriege gelesen (“Hornblower” von C.S. Forrester) und im Grunde haben wir hier fast das gleiche in das Weltall verlegt. Daher wohl auch das beanstandete Frauenbild.
Zum anderen sind die Splits eine geniale Schöpfung von Niven und Pournelle, ich habe selten so gute Außerirdische kennengelernt.
Was soll dieser blödsinnige neue Titel?
Hallo Thomas,
die Festlegung der Titel von Büchern erfolgt alleinig auf Seiten des Verlags. Auch wenn alle mitwirkende (Autor, Übersetzer, Lektor, etc.) ein Vorschlagsrecht haben – was in diesem Fall auch genutzt und diametral vom Resultat abweicht – führt dies dann leider gelegentlich bis häufig zu unpassenden oder gar völlig missverständlichen Titeln.
Kaufmännisch kann ein neuer Titel nach einem Verlagswechsel durchaus Sinn machen, zum einen um hervorzuheben, dass es sich um eine überarbeitete Fassung handelt, zum anderen aber auch um “alte Hasen” auf das Werk aufmerksam zu machen, die auf ein Werk eines ihnen bekannten Autors stoßen, dass ihnen (vermeintlich) unbekannt ist.
Ich für meinen Teil habe es mittlerweile aufgegeben mich über die Verschlimmbesserungen bei den deutschen Film- und Buchtiteln aufzuregen.
Michael