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Metropolis

Mitten in den goldenen 20er Jahren, nämlich 1927, schuf Fritz Lang ein filmisches Meisterwerk, das den Verleih allerdings nahezu in den Ruin trieb. Es hat rund 90 Jahre gedauert, bis ich mir dieses sagenumwobene Stück Filmgeschichte selber einmal genauer angesehen habe, natürlich auf dem aktuellen Stand der Technik, also von einer BluRay Disk …

Lange Zeit galt der Stummfilm als verschollen, zumindest in seiner ursprünglichen Fassung. Und vermutlich ist dies einer der Aspekte, die den Mythos und die Berühmtheit des Films verursacht hat. Tatsächlich ist nämlich die Geschichte um und über den Film fast schon spannender, als der Film selber – wobei dies dann vielleicht doch wieder nicht ganz fair zu behaupten wäre. Dennoch ist dies Grund genug um beide Blickwinkel auf den Film gemeinsam in diesem Beitrag zu beleuchten.

Metropolis, der Film

Metropolis ist ein Stummfilm aus dem Jahre 1927. Diese beiden Informationen sollte jedem Betrachter dieses Werks bekannt sein.

Stummfilm heißt dabei, dass während der weit über zwei Stunden währenden Filmvorführung von den Schauspielern kein Wort zu hören ist, sondern lediglich die Mimik und Aktion die Handlung beschreibt. An einigen Passagen wird darüber hinaus ein deutschsprachiger Text eingeblendet, der jeweils in knappen Worten den Dialog wiedergibt oder die Szenen näher beschreibt. Still ist die heutige Fassung allerdings nicht, denn während der gesamten Zeit ist eine klassische musikalische Untermalung gegeben, die auf den ursprünglichen Noten zum Film basiert.

1927 heißt dabei, dass der Film in schwarz/weiß gedreht wurde und auch nicht im heute üblichen Breitbildformat wie 16:9 vorliegt. Auch heißt dies, besonders in Kombination mit dem Merkmal Stummfilm, dass die Schauspieler sehr ausdrucksstark agieren, für heutige Verhältnisse ebenfalls sehr ungewohnt.

Doch dies alles bedeutet nicht, dass der Film heute nicht mehr verständlich oder möglicherweise lächerlich wäre, ganz gewiss nicht.

Metropolis ist der Name einer futuristischen und sehr fortschrittlichen Stadt, die ihren Bewohnern, vor allem denen in den höchsten Wohntürmen, allen erdenklichen Luxus ermöglicht. Doch dieser Luxus hat einen Preis, denn die Maschinerie und Technik, die dies alles ermöglicht, muss von Arbeitern in 10 Stunden Schichten bedient werden, die mehr an tief unter der Erde hausende Sklaven erinnern, und von der Oberschicht strikt getrennt wird. Die Arbeitsverhältnisse sind menschenverachtend und wirken heute noch ebenso abstrus, wie sie in den 20er Jahren gewirkt haben werden.

In seinem Paradies hat Freder Fredersen, der Sohn des Gründers und Betreibers von Metropolis, Joh Fredersen, unerwartet eine Begegnung mit einer jungen Frau, Maria, die den Kindern der Unterschicht aufzeigen will, wie die elitären Menschen in dieser Zivilisation leben. Maria und die Kinder werden schnell aus den “Ewigen Garten” entfernt, doch um den jungen Freder ist es bereits geschehen.

Freder folgt den Spuren der jungen Frau in die Tiefen der Erde und lernt mehr und mehr kennen, was sein Vater geschaffen hat und dass sein bisheriges Leben auf den Rücken unzähliger Menschen aufgebaut wurde. Er erlebt hautnah, wie “die Maschine” die Menschen verschlingt und diese wie eine unbedeutende Masse durch andere ersetzt werden, nur damit die Maschinerie nicht zum Stillstand kommt. Sein Vater, Joh, hockt über allem, wird von seinen Untergebenen hofiert und längst nicht über jedes Unglück in Kenntnis gesetzt, doch er hat die Maschine gebaut und ist sich absolut bewusst, dass die Unterschicht für seine Zwecke ausgebeutet wird.

Zwischen Freder und seinem Vater kommt es zum Bruch und Freder verbündet sich mit den Arbeitern, hilft wo er kann und versucht seinem Ziel, Maria zu finden und sie für sich zu gewinnen, näherzukommen. Maria ist für die Arbeiter eine Prophetin, die gegen das Übel wettert und darauf verweist, dass eines Tages die Zeit der Rebellion kommen wird.

Achtung! Spoileralarm!
Der Inhalt enthält Informationen, die entscheidende Elemente des Werks verraten können und ist daher standardmäßig ausgeblendet. Der spoilerhafte Inhalt kann hier eingeblendet werden.
Für Joh stellt Maria eine Gefahr dar. Zum einen wiegelt sie die Arbeiter auf, zum anderen steht Maria auch zwischen ihm und seinem Sohn. Dem genialen Erfinder C. A. Rotwang erteilt er sodann den Auftrag Maria zu entführen und der von Rotwang erfundene Menschmaschine, einem Roboter, das Antlitz von Maria zu geben. Der Roboter soll dann an Marias statt zu den Arbeitern gehen und diese zu einer aussichtslosen Rebellion anstacheln, also einem Vorwand um mit Gewalt gegen die Arbeiter vorzugehen und zum anderen Maria damit ausreichend zu diskreditieren.

Der Plan geht auf, es kommt zur Rebellion, in deren Folge die Maschine ebenso zerstört wird, wie die Wohnblöcke der Unterschicht unter der Erde – in denen sich noch alle Arbeiterkinder befinden. Maria und Freder gelingt es diese vor dem sicheren Tod zu bewahren, während der Mob in den Straßen Metropolis wütet und (der falschen) Maria ob des vermeintlichen Todes ihrer Kinder nach dem Leben trachtet.

Letztlich kommt es allerdings zur Verbrüderung zwischen den Arbeitern und Joh Fredersen, als sich die Missverständnisse aufklären. Einem vielleicht etwas zu einfachem Happy End, nachdem der Erfinder vom Dach gestoßen und sein Geschöpf, in der Annahme, es sei Maria, auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Das Drehbuch zu Metropolis wurde von Fritz Langs Frau Thea von Harbou verfasst, um trägt als Kernbotschaft “Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein”. Einem heute sicherlich ebenso müden Spruch, wie er wohl auch in den 20er Jahren gewesen ist. Viel bedeutender war sicherlich der Versuch dem Klassenkampf zwischen Arbeiter- und Oberschicht darzustellen, wofür auch der gewaltige Spagat zwischen technologischem Fortschritt (Maschine) und gesellschaftlichem Rückschritt (Sklaverei, Hexenverbrennung, etc.) gemacht wurde.

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Die zweieinhalb Stunden Länge der 2010 restaurierten und nahezu vollständigen Fassung sind nicht langweilig, erfordern allerdings, dass man sich auf den Film einlässt. Die recht komplexe Handlung hat kaum Passagen, an denen es zu Längen kommt. Dennoch ist es ein Film, den ich mir vermutlich nicht ein weiteres Mal ansehen werde.

Der Film selber ist in einem erstaunlich gut restaurierten Zustand. lediglich die Passagen aus der erst 2008 gefundenen Kopie sind in einem sehr schlechtem Zustand. Insgesamt ist im Handlungsstrang wohl nur noch ein Abschnitt rein textuell wiedergegeben, da die hierzu gehörenden Filmszenen bislang noch nicht wieder aufgetaucht sind.

Interessant ist das Bonusmaterial auf der BluRay Disk, denn die Dokumentation würdigt den Film hinsichtlich seiner Erschaffung sowie die Suche nach dem verloren geglaubten Filmmaterial und die Restauration des Werks.

Merkwürdig ist allerdings die Tatsache, dass das Werk formal in Deutschland bis heute (8 Jahre nach Veröffentlichung) auf BluRay oder DVD nicht erhältlich ist, obgleich der Film mit Fördermitteln von Arte, Deutschlandradio, ZDF etc. in der aktuellen Fassung produziert wurde. Doch da es sich um einen “deutschsprachigen” Film handelt, ist die importierte Fassung von Metropolis  auch für diejenigen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, kein Problem.

Ein wenig schade ist allerdings die eher mäßige Covergestaltung. Hier hätte ich mir eher die bekannte, bzw. ikonische Menschmaschine von Rotwang im Großformat gewünscht. Zum Glück gibt es die auch heute noch als kultige Poster .

Metropolis, die Legende

Der Film von Fritz Lang floppte in den Kinos. Bereits in den ersten Wochen wurden die Vorstellungen nicht mehr besucht, sodass der Verleih, Ufa, nicht einmal ansatzweise das ausgeuferte Produktionsbudget einfahren konnte.

Drei Originalfassungen existierten von Metropolis, wobei ein Exemplar für Deutschland, eines für Amerika und das dritte Exemplar für den Rest der Welt vorgesehen war. Während in Deutschland der Film beim Publikum nicht ankam und recht bald vernichtet wurde, wurde die amerikanische Fassung massiv geschnitten und gekürzt, letztlich sogar derart, dass eine gänzlich andere Handlung dabei herauskam, die durch fehlende Grundmotive das Verständnis der Handlung gar verhinderte.

Der bald einsetzende zweite Weltkrieg tat sein Übriges um das Material zu zerstören oder in alle Winde zu zerstreuen. So kam es dann auch erst Jahrzehnte später dazu, dass aus verschiedenen Archiven in der Welt Teile des Films, teilweise nur durch puren Zufall, wieder entdeckt wurden. Aus dem Flickenteppich an einzelnen Rollen in unterschiedlichster Qualität wurde dann mühsam der Film rekonstruiert, wie er 1927 gezeigt wurde.

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2001 lag die erste Fassung vor, von der man sicher war, dass sie alles beinhalte, was noch an Material von Metropolis existierte. Fehlende Stücke wurden durch Standbilder und Texte aus den Fotoarchiven aufgefüllt. Sieben Jahre später, 2008, entdeckte man dann eine qualitativ schlechte Kopie des Films in Buenos Aires, die es ermöglichte 24 weitere Minuten des Films zu rekonstruieren, sodass bezogen auf die ursprüngliche Fassung nur noch 8 Minuten fehlen.

Nicht minder bekannt ist eine Fassung von 1984, die Giorgio Moroder produzierte, colorierte und mit der Musik bekannter Popgrößen wie Freddie Mercury (Queen), Bonnie Tyler und Adam Ant versah. Damit ist diese Fassung nicht nur unvollständig, sondern vielmehr ein eher eigenständiges Werk, als eine authentische Fassung des Films aus 1927.

Metropolis ist ein Zeitdokument, das als erster Film überhaupt ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Es zeigt mit welch fortschrittlicher Technik  und imposantem Aufwand Fritz Lang zu Werke ging. Und dennoch ist der Film auch in der heutigen Zeit von seiner Handlung her nur mäßig. In der Gesamtbetrachtung und in Anbetracht seiner eigenen Geschichte, wird Metropolis seinem eigenen Mythos allerdings wieder gerecht und ist für geduldige Cineasten ein Muss .

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