Deutsche CthulhuCon 2016

Auf und zu Burg Rieneck wurde von den Teams HSpielt und der Deutsche Lovecraft Gesellschaft geladen. Vier Tage im Zeichen des gepflegten cthuloiden Wahnsinns sollte die Deutsche CthulhuCon (kurz: DCC) bieten – und das hat sie. Für mich war es der erste Besuch der DCC nach einigen Jahren des Zögerns und Zauderns, was definitiv ein Fehler war. Hier folgt nun also mein persönlicher Bericht zur CthulhuCon 2016, einem Erlebnis, das ich wahrlich nicht missen möchte.

Rieneck TorNachdem im vergangenen Jahr die Deutsche CthulhuCon ausgefallen ist und kurzfristig eine Alternativveranstaltung (AnRUFung) aus dem Boden gestampft wurde, haben sich in diesem Jahr beide Organisationsteams zusammen gefunden und ein letztes Mal die DCC auf Burg Rieneck gestemmt.

Im Vorfeld wurden bereits über einhundert Spielrunden und Workshops zusammengetragen, auf die dann die ebenfalls ca. 140 Teilnehmer losgelassen wurden. Für die einzelnen Programmpunkte konnten sich die Spieler bereits im Vorfeld registrieren, was gleich bei der Eröffnung der Registrierung trotz vorgerückter Stunde (Mitternacht) zu einem Zusammenbruch des Servers geführt hat. Doch letztlich machte dies die Convention äußerst entspannt, denn mit meinem persönlichen Programm bewaffnet musste man vor Ort nicht mehr wie die Geier vor einer Pinnwand auf den nächsten Spielrundenaushang warten.

Vier Runden hatte ich als Spieler gebucht, eine fünfte noch kurz vor der Anreise. Ein ordentliches Programm mit Luft für Gespräche, Entspannung und Impressionen. Eine gute Entscheidung, denn mehr hätte es für mich wirklich nicht sein dürfen.

Die Anreise gestaltete sich dank Navi und strahlendem Sonnenschein angenehm. Ich wurde quer durch den Spessart gelotst und bekam also auch noch ein wenig die Kultur einer bislang von mir unbetretenen Region geboten. Die Burg Rieneck war dann auch bald auf ihrem Hügel über Rieneck zu sehen und der zuvor erhaltene Hinweis hinsichtlich der steilen Zufahrtsstraße lotste mich dann auch die letzten Meter bis zum Parkplatz. Ich hatte mein Ziel erreicht…

Rieneck WallSchon kurz nach dem Eintreffen im Burghof wurde ich angesprochen und von dem ein oder anderen erkannt. Mir waren einige Gesichter und Namen der Anwesenden bekannt, doch persönlich bin ich zuvor mit noch niemandem in Kontakt gewesen. Umso erfreuter war ich, als ich jetzt schon so herzlich aufgenommen wurde.

Nach dem Einchecken, der Eröffnungsansprache und den obligatorischen Jugendherbergsspaghetti blieb nicht allzu viel Zeit, denn um 20 Uhr hatte ich bereits die erste Spielrunde eingeplant. Dennoch Zeit genug um noch schnell ein Exemplar des Kultistenspiels zu ergattern, einer cthuloiden Adaption des bekannten Gesellschaftsspiels Die Werwölfe vom Düsterwald .

Spielrunden

Vergessen im Schnee

Zu Sechst stellten wir uns der Herausforderung, die Norman Scherke für uns gebastelt hatte. Ohne Wissen wie und warum erwachten wir in einem eingeschneiten Restaurant um uns dann in die tiefen Niederungen des Wahnsinns zu begeben. Das Abenteuer hatte der Spielleiter selbst konstruiert und mit zahlreichen Handouts und Props (auch mit Audio) untermalt. Die Story hatte Tiefgang, der sich zu fortgeschrittener Stunde allerdings etwas mühsam ergab. Um 2 Uhr in der früh und beflügelt durch das schummrige Deckenlicht waren dann allerdings nicht nur mental alle Lichter aus. Glücklicherweise war das Bett auf dem gleichen Stockwerk in unmittelbarer Nähe.

New Ult City

Nahtlos musste ich nach der Mitgliederversammlung am Freitag Vormittag dann bereits zum nächsten Termin eilen, denn mit dem Titel New Ult City stand die nächste Rollenspielrunde an. Spielleiter in diesem Fall war Michael Lanzinger, der uns nicht nur in düstere Traumlande entführte, sondern auch gleich meine erste (und für das Wochenende nicht die letzte) Erfahrung in österreichischem Rollenspiel war. Als verwundeter englischer Veteran des zweiten Weltkrieges fand ich mich plötzlich unversehrt mit den anderen Spielern in einer äußerst unwirtlichen Umgebung wieder. Eine ungewöhnliche, aber offensichtlich mächtige Kreatur entsandte uns auf die Straßen der Stadt um letztlich einen Auftragsmord durchzuführen. Natürlich wurden uns außer vagen Andeutungen keinerlei Hinweise mit auf den Weg gegeben, der uns natürlich von unzähligen Katzen bereitet wurde.

Time after Time

Auch dieses Abenteuer am Freitag Abend wurde wie bereits Vergessen im Schnee von einem Supporter von Pegasus geleitet. In diesem Fall war es Christian Schaller, der uns in die 50er Jahre entführte und uns in die Rolle von FBI Agenten schlüpfen ließ. Aus dem einfachen Auftrag einen Informanten zu befragen und eine Gruppe von Kommunisten auszuheben, entwickelte sich dann ein eine handfeste Handlung, die jedoch immer mehr Fragen aufwarf, als für den menschlichen Verstand gut waren. Auch dieses Abenteuer hatte einen guten cineastischen Tiefgang, der aber auch erst in der Nachbesprechung wirklich klar wurde.

Der Mann im Salz

Dieses Abenteuer, bzw. diese Spielrunde von und mit Thomas Weinberger war rückblickend das Highlight der Veranstaltung und ich bin froh, dass ich die Runde noch kurzfristig “gebucht” hatte. Der Österreicher hatte den Raum bereits aufwändig präpariert und sogar Tischdecken mitgebracht. Zwar wurde nicht nach den Cthulhu Regeln, sondern nach Fate Regeln gespielt (womit ich dann nun auch hinter Fate einen Haken machen kann), aber das veränderte die Erfahrung nicht im geringsten. Das Abenteuer in den Bergen durchlebte ich (schon wieder) als Kriegsveteran, diesmal allerdings einem Deutschen Nachrichtenoffizier aus dem großen Krieg. Die Suche nach einem Wissenschaftler brachte in dem kleinen Bergdorf doch allerhand hinterwäldlerischer Ungereimtheiten zutage. Außergewöhnliche Props und großartiges Rollenspiel durch den Spielleiter machten diese Runde zu einem beeindruckenden Erlebnis und vielleicht auch das Tempo, das durch äußere Umstände an den Tag gelegt werden musste, war dem Spiel eher zuträglich als hinderlich.

Dschungelfieber

Die letzte Spielrunde der Veranstaltung für mich war Dschungelfieber, das von Hilke Bornholdt geleitet wurde. Die Beschreibung des Abenteuers verlautete schon Spaß, denn wir schlüpften in die Rolle von D-F Promis, die von einem viertklassigen Fernsehsender in ein Dschungelcamp verfrachtet wurden. Dementsprechend durfte sich die Gruppe diverser widerlicher Aufgaben stellen, bevor dann – ach, ja, wir sind ja auf einer Cthulhu Convention – auch hier das Grauen einkehrte.

Brettspiele

Rieneck VogteiFür den Nachmittagsslot am Freitag hatte ich kurzfristig eine Brettspielrunde für Alte dunkle Dinge angeboten. Das Interesse war eher überschaubar, was sicherlich auch der Kurzfristigkeit des Angebots geschuldet war. Dennoch fand sich ein begeisterter Brettspieler, mit dem ich dann zwei Runden spielen konnte, bevor wir uns dann auch noch zwei mal über The Game hergemacht haben – natürlich ohne zu gewinnen.

Auch am Samstag Vormittag war Luft um ein “konventionelles” Spiel zu machen. Hierzu bot sich eine Runde Winter der Toten an, das ich auch schon seit einigen Monaten nicht mehr gespielt hatte und dessen Regeln mir in einigen Punkten doch nicht mehr so geläufig waren, wie ich es erhofft hatte. Doch zu Fünft stellten wir uns der Herausforderung… und gingen unter.

Mitgliederversammlung der Deutsche Lovecraft Gesellschaft (dLG)

Am Freitag Vormittag, nach einigermaßen erholsamen Schlaf, kurzem Kennenlernen der Zimmergenossen und einem mehr hinuntergeschlungenen als genossenem Frühstück, fand dann die erste große Mitgliederversammlung des noch jungen Vereins statt. Neben einigen Satzungsänderungen, die vor allem die Handlungsfähigkeit eines gegebenenfalls kleineren Vorstands ermöglichen, standen auch Neuwahlen an. Neuer 1. Vorsitzender wurde Volker Rattel, der zusammen mit Marc Meiburg und Clemens Williges nun die Geschicke des Vereins lenken wird.

Eines der Förderprojekte der dLG konnte man auch am Stand des Vereins bereits begutachten: Das erste Exemplar der Encyclopaedia Necronomica, der deutschsprachigen Lovecraft Enzyklopädie von Philipp Hermann.

Cthuloider Ausblick

Beendet wurde die Deutsche Cthulhu Convention am Sonntag mit einem Vortrag von Heiko Gill, der einen kurzen Blick zurück und einen größeren in die Zukunft hinsichtlich zu erwartender Publikationen im Cthulhu Rollenspielumfeld warf. Weniges war neu, aber dennoch enthielten die Ankündigungen einige als sehr positiv zu wertende Aspekte.

Nachdem man bei Pegasus nun alle Cthulhu Publikationen als PDF wieder verfügbar gemacht hat, sind nun auch die Gespräche und Überlegungen hinsichtlich des Print on Demands wieder aufgenommen worden. Sollte dies als umgesetzt werden, ist es möglich vergriffene Ausgaben nicht nur in digitaler Form, sondern auch wieder gedruckt zu erhalten. Sicherlich wird sich die Qualität und Aufmachung von der Originalfassung unterscheiden, doch für geplagte Rollenspieler, die doch gerne den ein oder anderen Quellenband in Papierform hätten ohne dafür dreistellige Summen ausgeben zu müssen, eine vielversprechende Entwicklung.

Rieneck HausMit den nun kommenden Veröffentlichungen finden nun auch zahlreiche Beiträge ihren Weg, die von neuen Autoren stammen. Generell warb Heiko Gill um neue Autoren, die nicht nur anlässlich von Wettbewerben gute Abenteuer einreichen mögen. Zu den anstehenden Veröffentlichungen gehören:

  • Ein Hardcover Band um die Stadt Prag mit dem Schwerpunkt Alchemie und ergänzend dazu ein Softcover für Spieler mit Stadtbeschreibungen.
  • Ein Softcover Band zum Thema Dreißig, als Jubiläumsausgabe zum 30jährigen Erscheinen des Cthulhu Rollenspiels in Deutschland. Neben mehreren Abenteuern ist auch ein Index über alle bei Pegasus erschienene Abenteuer und ein Rückblick von Frank Heller über die vergangenen 30 Jahre Cthulhu enthalten.

Für 2017 wurden darüber hinaus die folgenden Publikationen angedeutet:

  • Ein Softcover Mystiker und Magier, ein Berufequellenband, der das Investigatorenkompendium ergänzt. Dies kann der Auftakt zu weiteren Ausgaben werden, die Hintergründe für die Berufe der Investigatoren liefern.
  • Grenzland, eine Kampagne von deutschen Autoren, die in Deutschland spielt
  • Die Neuauflage von Terra Cthuliana , allerdings ohne inhaltliche Änderungen bis auf eine Ergänzung, die bereits in der Kampagne Die Bestie  enthalten ist.
  • Die deutschsprachige Fassung von Sandy Petersen's Field Guide to Lovecraftian Horror 
  • Die Übersetzung des Regelwerks zu Pulp Cthulhu sowie
  • diverse Softcover, unter anderem eine Kampagne in drei Bänden sowie die Veröffentlichung der Siegerabenteuer aus dem Abenteuerwettbewerb

Die Zeit für die Deutsche Cthulhu Convention ist damit nun vorbei. Unter der Federführung der Deutsche Lovecraft Gesellschaft wird voraussichtlich im kommenden Jahr eine Nachfolgeveranstaltung durchgeführt werden. Geplant ist diese rund um den 1. November 2017 und in der Burg Hessenstein, in der bereits die AnRUFung im vergangenen Jahr stattgefunden hat.

Insgesamt bin ich äußerst froh und glücklich die vier Tage auf Burg Rieneck gewesen zu sein und ärgere mich nicht schon früher einmal dort teilgenommen zu haben. Aber die nächsten dreißig Jahre kann ich das ja sicherlich wieder wettmachen… Mein Dank gilt an dieser Stelle besonders der herausragenden Organisation und den unglaublich guten Spielleitern vor Ort und letztlich allen, die mich in der Burg herzlich aufgenommen haben!

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